Großreeder drücken Emissionen ihrer Flotte

Der Schifffahrtskonzern A. P. Møller-Mærsk treibt seinen Umbau mit einer neuen Bestellung voran. Grünes Methanol soll als Treibstoff Tausende Tonnen Kohlendioxid sparen.

Vor etwas mehr als zwei Jahren hatte das Management von A. P. Møller-Mærsk ein klares Bekenntnis abgegeben. Der Konzern aus Dänemark, eine der größten Reedereien der Welt, bestellte erstmals einen Frachter, der mit umweltfreundlichem Methanol fahren kann. 172 Meter lang, Platz für 2100 Standardcontainer: Das war eine überschaubare Größe in einem Markt, in dem viele Neubauten inzwischen mehr als doppelt so groß sind. Die Dänen sahen es aber als wichtigen Startschuss – und legten in der Folge mit etlichen Bestellungen nach, auch für größere Schiffe mit Methanolantrieb. Jetzt geht die Orderserie in die nächste Runde, für Mærsk-Manager Rabab Boulos, im Konzern für alle Themen rund um Infrastruktur verantwortlich, ein wichtiger Schritt zur „grünen Transformation unserer Flotte“.

Wie Mærsk am Montag mitteilte, hat das Unternehmen sechs weitere Schiffe bestellt, diesmal bei der chinesischen Werftengruppe Yangzijiang Shipbuilding. Die Frachter sollen Platz für jeweils rund 9000 Container, die Twenty-Foot Equivalent Units, kurz TEU, haben und in den Jahren 2026 bis 2027 die Fahrt aufnehmen. Alle haben „dual-fuel“-Motoren an Bord, können also grünes Methanol verbrennen, aber auch mit konventionellem Schiffsdiesel fahren, solange der neue Treibstoff nicht überall auf der Welt in hinreichender Menge verfügbar ist. Wie viel Mærsk für die Frachter ausgibt, sagt der Konzern nicht. Nach Branchenschätzungen dürfte der Wert der Order oberhalb von einer halben Milliarde Euro liegen.

Geld für Investitionen ist reichlich vorhanden
Die Mærsk-Gruppe, zweitgrößte Reederei der Welt nach MSC, bekräftigt damit ihre Strategie in der Antriebswende auf See. Getrieben durch strengere Regulierung, aber auch durch Druck von Großkunden wie Ikea, Amazon, Unilever, Michelin oder Tchibo, die ihre Lieferketten von Schadstoffen befreien wollen, investieren die Reeder hohe Summen in neue Frachter und Motoren. Manche, etwa CMA CGM aus Frankreich, setzen dabei stark auf Flüssiggas, kurz LNG, andere auf einen Mix an verschiedenen Treibstoffen, darunter auch Ammoniak. Mærsk hat dagegen als eine der ersten Reedereien der Welt klar auf Methanol gesetzt und für die Versorgung schon Partnerschaften mit Herstellern rund um die Welt geschlossen. Der Industriealkohol wird heute meist aus fossilen Rohstoffen gewonnen, kann aber auch als klimaneutrales E-Methanol auf Basis regenerativer Energien produziert werden.

Das Geld für die Investitionen ist derzeit in der Branche reichlich vorhanden. Denn die Transportpreise, die Frachtraten, waren nach der Pandemie in die Höhe geschnellt und hatten den Reedereien milliardenhohe Gewinne beschert. In der Folge bekamen die Werften viele neue Aufträge, etliche mit neuen Antrieben. Nach Zahlen des Branchenfachdienstes Alphaliner orderten die Reeder allein in diesem und dem vergangenen Jahr mehr als 100 Neubauten, die mit LNG fahren können. Gut 70 Bestellungen kamen für Frachter mit Methanolantrieb zusammen.

Für Jan Tiedemann, Analyst von Alphaliner, eine Mischung, die wichtig ist, um nicht von einer Technologie abhängig zu sein: „Alles, was Einsparungen bringt und technisch machbar ist, wird gebraucht, um die Emissionen zu verringern.“ Für viele Reeder sei längst nicht klar, welche Technik sich durchsetzen werde, sagt er. Einerseits müssen Motorenhersteller wie MAN Energy Solutions die nötigen Aggregate liefern. Auf der anderen Seite ist eine globale Infrastruktur nötig, um Treibstoffe synthetisch und damit klimaneutral produzieren und in Häfen bereitstellen zu können.

Mærsk will mit den neuen Schiffen ältere Frachter ersetzen. Allein die sechs jetzt bestellten Modelle senkten die Emissionen um 450.000 Tonnen CO2 im Jahr, rechnen die Dänen vor. Zu ihren jüngsten Bestellungen gehörte unter anderem mehr als ein Dutzend Großschiffe mit einer Kapazität von 16.000 bis 17.000 TEU, die mit Methanol fahren können.

Quelle:
FAZ

Schreibe einen Kommentar