Hoyer erwartet geringeren operativen Gewinn

Das Management des in Hamburg ansässigen Bulklogistikers Hoyer Group blickt trotz instabiler Marktsituation auf ein finanziell solides Geschäftsjahr zurück. Sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Gewinn konnte der Dienstleister 2022 zulegen, nachdem sich das Unternehmen bereits 2021 von den Rückgängen im ersten Corona-Jahr erholt hatte. Das geht aus dem am Dienstag vorgelegten Geschäftsbericht 2022 hervor.

„Das vergangene Jahr hat die Logistikbranche sehr gefordert“, fasst Torben Reher zusammen, der seit April 2022 Chief Financial Officer der Hoyer Group ist. Die Weltwirtschaft sei 2022 von der größten Energiekrise seit den 1970er Jahren, hoher Inflation und geringerem Wachstum geprägt gewesen. „Die Volatilität der Energiemärkte hatte auf Verbraucher und Unternehmen spürbare finanzielle Auswirkungen, denen in vielen Ländern mit staatlichen Unterstützungsmaßnahmen begegnet wurde“, heißt es im Bericht. Die chemische Industrie in Europa sei von Preissteigerungen betroffen gewesen. „Energie, Rohstoffe und Vorprodukte wurden teurer. Das führte insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2022 zu einem Nachfragerückgang“, heißt es weiter.

Obwohl die absolute Anzahl der Transporte im europäischen Chemiebereich deutlich unter Vorjahresniveau gelegen habe, legte der Umsatz bei Hoyer deutlich zu. Ursächlich für den hohen Umsatz waren laut Hoyer die durch Energiekrise und Inflation stark gestiegenen operativen Kosten vor allem im Chemiegeschäft, aber auch im Bereich der Kraftstoff- und Bitumentransporte. Die deutliche Steigerung des Gewinns vor Steuern (EBT) wurde dem Bericht zufolge durch eine verbesserte Planung der globalen Transportströme und einen effizienten Einsatz der Transportmittel erreicht.

Supply-Chain-Sparte unter Plan
Im Geschäft mit Intermediate Bulk Containern (IBC) erzielte Hoyer 2022 in Europa ein nach eigenen Angaben gutes Ergebnis. „Aufgrund von Lieferkettenschwierigkeiten setzten Kunden vermehrt auf Vorratshaltung, um Versorgungslücken zu vermeiden. Dadurch nahm die Anzahl der vermieteten Einheiten zu“, heißt es im Geschäftsbericht. In China und den USA blieb das Ergebnis jedoch hinter den Erwartungen zurück.

Deutlich unter Plan blieb das Geschäftsjahr 2022 im Bereich Supply Chain Solutions. Nach einem guten Start bewirkten der russische Angriffskrieg und die Energiekrise einen erheblichen Rückgang der Nachfrage nach Chemieprodukten. Die Hersteller fuhren die Produktion herunter und legten teilweise ganze Produktionsstränge still. Kunststoffproduzenten im Osten Deutschlands waren von Nachfragetiefs besonders stark betroffen. Dieser Entwicklung begegnete Hoyer nach eigenen Angaben mit Kostensenkungen.

Mit dem Handling und dem Transport von tiefkalt und unter Druck verflüssigten Gasen erzielte Hoyer 2022 ein „zufriedenstellendes Ergebnis“, wie es heißt. Der Anstieg der Energiekosten wirkte sich unmittelbar auf die regionale Verfügbarkeit von Produkten wie CO2 aus, was unter anderem im Vereinigten Königreich und in Deutschland zu mehr Transportaktivitäten führte. Das Unternehmen registrierte eine Produktionsverschiebung von Edelgasen nach Deutschland, Asien und den USA.

Die Transporte im Übersee- und europäischen Kontinentalverkehr verhalfen der Gruppe im Geschäftsjahr 2022 „erneut zu einem guten Ergebnis – trotz großer Herausforderungen“, schreibt Hoyer und weiter: „Die Energiekosten stiegen erheblich, ebenso die Frachtraten für Transporte auf Containerschiffen und anderen Verkehrsträgern. Kunden verringerten die Produktion oder verlagerten diese von Europa in andere Regionen.“

Schwierige Beschaffungslage
Für 2022 lag das Investitionsbudget der Gruppe bei 110 Millionen Euro. Vorgesehen waren vor allem Investitionen in Sachanlagen und hier vor allem Ersatz- und Erweiterungsinvestitionen in Transportequipment. Vor allem umfasste die Planung weitere Investitionen in die Tankcontainerflotte sowie in IT-Systeme und Software. Doch vieles davon konnte nicht realisiert werden. Hoyer begründet dies mit der schwierigen Beschaffungslage bei Rohstoffen und Vorprodukten.

Deutlich gestiegen ist auch der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit. Diese Kennzahl ist wichtig, da sie anzeigt, wie es um die Liquidität eines Unternehmens bestellt ist. Die Eigenkapitalquote erhöhte sich auf nunmehr fast 49 Prozent.

Gewinnrückgang für 2023 erwartet
Mit Blick auf das laufende Jahr geht das Management davon aus, dass der Umsatz auf dem Vorjahresniveau gehalten werden kann, aber das Ergebnis deutlich sinken wird. Die Chemieproduktion in Deutschland, einem der Kernmärkte der Gruppe, werde sich voraussichtlich erst in der zweiten Jahreshälfte 2023 erholen. „Ob das Niveau der Vorjahre wieder erreicht wird, ist momentan ungewiss“, heißt im Geschäftsbericht. Zu den großen Einflussfaktoren auf die Geschäftsentwicklung des Unternehmens zählt der europäische Intermodalverkehr. „Dieser leidet unter einer mangelhaften Infrastruktur, deren Verbesserung voraussichtlich noch Jahre benötigen wird“, berichtet Hoyer. Weitere Faktoren seien unter anderem die volatilen Energiepreise und eine Fortsetzung des Kriegs in der Ukraine.

Quelle:
DVZ

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