USA: Transportmarkt richtet sich neu aus

Logistik war in den USA im vergangenen Jahr so teuer wie nie zuvor. Nachfrage und Transportkapazitäten befinden sich inzwischen wieder im Gleichgewicht. Eine Rückkehr zur Normalität wird es aber nicht geben. Es zeigt sich vielmehr, dass sich der Transportmarkt neu ausrichtet. So lautet die zentrale Erkenntnis aus dem 34. „State of Logistics Report“, den der Branchenverband Council of Supply Chain Management Professionals (CSCMP) am Dienstag an der Rennstrecke Indianapolis Motor Speedway bei einer Pressekonferenz vorgelegt hat.

Demnach sind die Logistikausgaben trotz einer Abschwächung des gesamten Logistik- und Transportmarktes das zweite Jahr in Folge rasant gestiegen. 2022 schossen sie um 19,6 Prozent in die Höhe, nach einem Plus von 22 Prozent im Jahr davor. Dies sei zum großen Teil auf die Inflation und den angespannten Arbeitsmarkt zurückzuführen. So ist die Rede von „einem Mangel an willigen und fähigen Arbeitskräften“ im Logistiksektor.

Damit stieg der Anteil der Logistikkosten am Bruttoinlandsprodukt (BIP) erneut um 0,8 Prozentpunkte auf 9,1 Prozent. Dies ist der höchste Wert, der bisher gemessen wurde. Die Studienmacher vom Beratungsunternehmen Kearney, das den Bericht für CSCMP erstellt hat, erwarten in den kommenden Jahren aber eher, dass der Anteil am BIP wieder sinken wird. Seit 2012 hatte er lediglich 2018 einmal etwas über 8 Prozent gelegen.

Zurück im Gleichgewicht
In den vergangenen Pandemiejahren hätten die Carrier und Spediteure von einer hohen Nachfrage und knappen Kapazitäten profitiert. Doch seitdem sich die Nachfrage abgeflacht hat und die Lagerbestände gestiegen sind, habe sich der Markt wieder deutlich zugunsten der Verlader entwickelt, teilen die Experten vom Beratungsunternehmen Kearney mit, die den Bericht für CSCMP erneut erstellt haben. Bei allen Verkehrsträgern würden sich Nachfrage und Kapazitäten wieder die Waage halten. Die Beziehung zwischen Verladern und Spediteuren habe sich grundlegend verändert und werde nun in Einklang gebracht. Das Fazit der Berater: Die Zeiten, in denen beim Aufbau von Lieferketten nur die Kostenreduzierung im Fokus stand, seien vorbei. „Ein neuer Wert ist in den Mittelpunkt gerückt: Resilienz.“

Straße: Kleine Carrier unter Druck
Die Nachfrage nach Straßentransporten blieb 2022 im Wesentlichen konstant, während die Kapazität zunahm. Dadurch wurden die Preise deutlich nach unten gedrückt. Die Margen der Carrier waren durch niedrige Raten und hohe Kosten bedroht, wobei kleinere, die auf den Spotmarkt angewiesen sind, besonders stark unter Druck standen, wie es in dem Bericht heißt.

In der Seefracht hat sich nach den ersten starken Monaten die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte und bis ins Jahr 2023 hinein abgeschwächt. Die Verfügbarkeit von Schiffen und Containern stieg. Folglich erwarten die Experten für 2023 stark rückläufige Gewinne bei den See-Carriern von 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Luftfrachtraten seien Im Jahresverlauf um ein Drittel gefallen, da die Nachfrage zurückging, die Kunden verstärkt auf Seefracht zurückgriffen und die Kapazität stieg, da der Passagierverkehr wieder auf das Niveau vor der Pandemie zurückkehrte. Für 2023 wird mit einem weltweiten Luftfrachtumsatz von 150 Milliarden Dollar gerechnet, was einem Rückgang von einem Viertel gegenüber 2022 entsprechen würde.

Paketvolumen sinkt leicht
Einer der großen Wachstumstreiber ist der E-Commerce. Im Jahr 2022 wuchs der Markt in den USA um 8 Prozent auf 1,03 Billionen Dollar. Der Anteil des Onlinehandels am gesamten Einzelhandel betrug damit 14,5 Prozent, nach 14,6 Prozent im Jahr davor. Angesichts des nachlassenden Wachstums sank das Paketvolumen zwar um 2 Prozent. Die Umsätze stiegen durch Preiserhöhungen dennoch. Der US-Paketmarkt legte Vorjahresvergleich schließlich um 4,7 Prozent auf 217 Milliarden Dollar, wie aus dem Bericht weiter hervorgeht.

Zudem trieben historisch niedrige Lager-Leerstandsraten von 2,9 Prozent die Mieten in die Höhe. Neue Anlagen wurden gebaut. Doch viele Unternehmen begannen, ihre Bestände zu reduzieren und die vorhandenen Flächen besser zu nutzen. Verlader können dieses Jahr daher mit günstigeren Preisen und einer besseren Verfügbarkeit rechnen.

Die Verlader sind den Experten zufolge zunehmend bereit, das Management ganzer Lieferketten Drittanbietern anzuvertrauen – ein Phänomen, das zu den sogenannten 4PL geführt hat. Es gebe allerdings noch nicht viele 3PL, die in der Lage seien, auf diesem anspruchsvolleren Niveau zu spielen. Deshalb konzentriere sich der 4PL-Markt zunehmend auf eine Handvoll größerer Anbieter.

Unsicherheit und Inflation dämpfen Nachfrage
Mit Blick auf das laufende Jahr teilt Kearney mit, dass die Nachfrage in der Lieferkette in den ersten sechs Monaten stagniert sei. Damit sei auch für den Rest des Jahres zu rechnen, auch eine Abschwächung sei möglich, was vor allem auf die anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten zurückzuführen sei – auch wenn andere Signale auf eine Erholung hindeuteten. Die Preise seien zwar gegenüber den Höchstständen von 2022 gesunken, blieben aber in mehreren Bereichen erhöht. Und vieles werde davon abhängen, ob die Geldpolitik die Inflation eindämmen kann, ohne die Konjunktur zu gefährden.

Zu den großen Trends für die Logistik gehören laut dem Bericht die immer komplexeren Anforderungen an die Auftragsabwicklung aufgrund des Wachstums des E-Commerce, Rückverlagerungen, geopolitische Umwälzungen und der Klimawandel.

Quelle:
DVZ

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