Verspätungen bei der Deutschen Bahn so häufig wie seit Monaten nicht

Deutschlands Fernzüge waren im Mai so unpünktlich wie noch nie in diesem Jahr. Schuld sollen Baustellen sein. Immerhin im Tarifkonflikt zwischen Bahn und EVG soll wieder verhandelt werden.

Baustellen bereiten der Deutschen Bahn Probleme: Die Pünktlichkeit des Konzerns in Staatsbesitz lässt erneut nach. Im Mai haben die Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn 65,5 Prozent ihrer Halte pünktlich erreicht – so unpünktlich waren die ICE- und IC-Züge in diesem Jahr noch nie.

Im Vergleich zum Vormonat sank der Wert um gut fünf Prozentpunkte, wie die Bahn mitteilte. Das Ziel von deutlich mehr als 70 Prozent Pünktlichkeitsquote liegt damit in weiter Ferne. Im Sommer 2022 war der Wert noch deutlich niedriger, im Juni vergangenen Jahres erreichten gerade mal 58 Prozent der Fernzüge pünktlich ihr Ziel.

Pünktlich ist ein Zug für die Statistik, solange er nicht mit mehr als sechs Minuten Verzögerung an einem Bahnhof ankommt. Zugausfälle oder verpasste Anschlusszüge werden nicht berücksichtigt – entsprechend sind auch Warnstreiks mit Zugausfällen in der Statistik nicht ablesbar.

Als Grund für die Verspätungen gab der Konzern Baustellen an. »Allein im vergangenen Monat musste die DB im Rahmen des Sonderinspektionsprogramms rund 50.000 Schwellen im Schienennetz austauschen.«

Neue Verhandlungen zwischen Bahn und EVG geplant
Um unter anderem die Pünktlichkeit langfristig zu verbessern, plant die Bahn ab Juli 2024 umfassende Generalsanierungen wichtiger Strecken. Dadurch soll eine zuverlässigere Infrastruktur geschaffen werden. Im Regionalverkehr erreichten im Mai 92,5 Prozent der Züge ihr Ziel pünktlich – im Vergleich zu 93,3 Prozent im Vormonat. Im Regionalverkehr sind weitaus mehr Züge unterwegs als im Fernverkehr.

Unterdessen dauert der Tarifkonflikt zwischen Deutscher Bahn und Gewerkschaft EVG an. Vertreter beider Seiten wollen in den kommenden Tagen im kleinen Kreis zusammenkommen und mögliche Lösungswege im Tarifkonflikt ausloten. Den genauen Zeit- und Treffpunkt wollten beide Seiten nicht nennen, Warnstreiks soll es vor dem geplanten Treffen aber keine geben.

Die EVG hatte bereits vor einigen Tagen angekündigt, dass sie nicht zu Arbeitsniederlegungen am kommenden Wochenende aufrufen wird. Am Samstag jährt sich das ICE-Unglück von Eschede zum 25. Mal – und die Gewerkschaft will den Mitgliedern und Bahn-Beschäftigten nicht die Möglichkeit nehmen, zur Gedenkfeier zu reisen.

In den vergangenen Tagen schien es, als hätten sich die Tarifparteien bei ihren Verhandlungen komplett verhakt. Nun heißt es in einer EVG-Mitteilung: »Wir sehen durchaus Möglichkeiten, eine Basis für konstruktive Verhandlungen zu finden. Darüber wollen wir in Ruhe reden.«

Die Bahn nahm das Angebot für ein Gespräch der Verhandlungsspitzen noch am Donnerstagabend an. Eine Sprecherin sagte: »Wir erhoffen uns von diesem Gespräch, dass die EVG mögliche Kompromisse ihrerseits aufzeigt, die dann endlich zu einem Tarifabschluss führen.«

Quelle:
Spiegel

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