DB-Betriebsrat befürchtet massive Einschnitte

Auf einer Pressekonferenz des Konzernbetriebsrates (KBR) und des Europäischen Betriebsrates (EBR) der Deutschen Bahn (DB) hat Jörg Hensel, Vorsitzender des EBR, am Mittwoch vor massiven Einschnitten für den Einzelwagenverkehr gewarnt. Wenn es keine Unterstützung durch die Bundesregierung gäbe, werde die DB einen „Plan B“ durchsetzen. Laut Hensel sieht dieser vor, dass die DB von den derzeit 1.000 Güterverkehrsstellen nur noch 100 weiternutzen wolle. Ähnlich drastisch sind die Reduzierungen bei den Zugbildungsanlagen: Die würden sich von 144 auf 10 verringern.

Fast 10.000 Arbeitsplätze bedroht
Damit verbunden sei ein Abbau von Arbeitsplätzen. Nach Angaben von Hensel fährt DB Cargo etwa 2.300 Züge am Tag. Mehr als die Hälfte davon würden auf den Einzelwagenverkehr entfallen. Laut seiner Berechnung sind mit diesem Plan B etwa 8.000 Arbeitsplätze bei DB Cargo in Deutschland in Gefahr. Hinzu kommen weitere 1.400 Arbeitsplätze in Europa. Er geht dann davon aus, dass es nur noch einen Einzelwagenverkehr für Teile der Chemie- und Stahlindustrie geben werde. Die Unternehmen aus diesen beiden Branchen gelten als die Hauptnutzer dieses Angebotes.

Doch damit nicht genug: Hensel bezifferte den zusätzlichen CO₂-Ausstoß auf 2 Millionen Tonnen, weil die Güter künftig per Lkw und damit nicht mehr so umweltfreundlich transportiert werden. Er wies darauf hin, dass es damit enger werde auf den Straßen und Lkw-Parkplätzen. Zudem würden viele private Güterbahnen darunter leiden, die für DB Cargo Zubringerdienste erbringen. Es gäbe kleinere Bahnen, die sich darauf spezialisiert hätten und in ihrer Existenz gefährdet seien. Weiterhin sei zu befürchten, dass bei DB Netz weniger Tätigkeiten für die Instandsetzung erforderlich wären und daher auch dort mit spürbaren Arbeitsplatzverlusten zu rechnen sei.

Die DAK als Lösung für den Einzelwagenverkehr
Von der Politik forderte er die schnelle und europaweite Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK). Damit könnten die Prozesse im Einzelwagenverkehr deutlich effizienter abgewickelt werden. Die europäische Transportarbeiter-Föderation habe diese Maßnahme ebenfalls als notwendig bezeichnet. „Wir haben einstimmig diesen Beschluss gefasst, obwohl wir wissen, dass dies Tausende von Arbeitsplätzen kosten wird“, sagte Hensel. Aber es sei andererseits immer schwieriger, für diese körperlich schwere Arbeit Menschen zu finden, die das machen wollen.

Doch bis die DAK europaweit installiert ist, dauert es noch mehrere Jahre. „So lange muss man den Einzelwagenverkehr in Deutschland und Europa fördern“, forderte Hensel.

Jens Schwarz, Vorsitzender des KBR der DB, nahm Bezug auf die Debatte über die Trennung von Netz und Betrieb. „Unsere Forderung ist seit vielen Jahren, dass dieser integrierte Konzern bleiben muss“, sagte Schwarz. Er erinnerte die aktuelle Regierung an ihre Koalitionsvereinbarung. Dort sei festgehalten, dass die Infrastruktursparte, die jetzt neu gegründet werden soll, unter dem Dach des integrierten Konzerns erfolgen solle. Der Vorschlag der Monopolkommission nach einer Aufspaltung des Konzerns sei genau der falsche Weg. Viele Länder in Europa hätten das versucht wie in England, seien damit aber gescheitert und hätten das wieder rückgängig gemacht.

Wichtig ist nach Ansicht von Schwarz, dass die Bundesregierung endlich mehr in die Schieneninfrastruktur investiere. Die von der DB veranschlagten 45 Milliarden Euro für die nächsten fünf Jahre seien dringend erforderlich, „um das marode Schienennetz in Deutschland auf Vordermann zu bringen“, sagte Schwarz.

Quelle:
DVZ

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