Nachhaltiger Kraftstoff zu teuer: Lufthansa fordert Klimaabgabe

Nachhaltige Kraftstoffe aus Biomasse oder Strom werden nach Einschätzung des Konzerns nicht zeitnah kostengünstiger. Die Lufthansa fürchtet hohe Kostennachteile.

Der Lufthansa-Konzern bezweifelt, dass nachhaltig produzierte Flugzeugkraftstoffe in den kommenden Jahren deutlich kostengünstiger werden. Es spreche vieles dafür, dass die zusätzlichen Kosten im Vergleich zum fossilen Kerosin so schnell nicht zurückgehen werden, erklärte das Unternehmen in seinem am Dienstag erschienenen „Politik-Brief“.

Die alternativen Kraftstoffe, die aus Biomasse gewonnen oder unter Einsatz großer Mengen Grünstrom (Power-to-Liquid PtL) hergestellt werden können, seien äußerst knapp und aktuell auch sehr teuer. Für biogenen Kraftstoff (SAF) gelte der Kostenfaktor fünf, wobei die verfügbare Biomasse weiterhin knapp bleibe.

Lufthansa macht sich eine Prognose der Beratungsgesellschaft Bain zu eigen, dass SAF selbst nach dem Jahr 2050 noch zwei- bis viermal teurer sein werde als fossiles Kerosin. Strombasiertes synthetisches Kerosin sei derzeit noch zehnmal teurer als herkömmlicher Treibstoff.

Die Lufthansa wandte sich erneut gegen Beimischungsquoten, wie sie die EU aufsteigend ab dem Jahr 2025 für Flüge von europäischen Flughäfen beschlossen hat. Damit soll die Klimawende auch im Luftverkehr vollzogen werden.

Die Lufthansa sieht sich bei der derzeitigen Ausgestaltung von einem massiven Kostennachteil bei Fernflügen bedroht, weil außereuropäische Wettbewerber nur für kurze Teilstrecken bis zu ihren Drehkreuzen die teuren SAF-Quoten einhalten müssten. Der Konzern verlangt daher eine europäische Klimaabgabe, die sämtliche Passagiere abhängig von ihrem endgültigen Reiseziel zahlen müssten.

Lufthansa fordert einheitliches Vorgehen in EU-Ländern
In den SAF-Quoten ist auch ab 2030 ein Subanteil für E-Fuels vorgesehen, der bis 2050 auf 35 Prozent ansteigt. Lufthansa verlangt hier ein einheitliches Vorgehen in sämtlichen EU-Ländern und zweifelt angesichts fehlender Kapazitäten am Zeitplan: „Aus heutiger Sicht wird ohnehin nicht ausreichend strombasierter Kraftstoff zur Verfügung stehen, um die PtL-Quoten zu erfüllen.“ Notwendig seien Anreize und Förderprogramme, um die notwendigen Produktionsanlagen zu realisieren.

Auf den Flügen seiner Gesellschaften bietet der Konzern den Passagieren sogenannte „Greenfares“ an. Das sind Tickets mit einem Mehrpreis für CO2-Vermeidung durch den Einsatz von SAF (20 Prozent) und zur Kompensation über Klimaprojekte (80 Prozent). Bislang entscheiden sich rund drei Prozent der Gäste für diesen Tarif. Lufthansa strebt bis Ende des Jahres einen Anteil von fünf Prozent an.

Quelle:
Handelsblatt

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