Integrator-Strategie von Maersk kommt nicht voran

Die Integrator-Strategie des Logistikers Maersk erleidet im Rahmen des Zwischenberichts für das erste Halbjahr einen empfindlichen Dämpfer. Hintergrund sind die enttäuschenden Zahlen der Sparte, hinter der sich vor allem die Unternehmensbereiche Spedition, Luftfracht und Lagerei verbergen. Zwar ist Logistics & Services der einzige Maersk-Unternehmensbereich mit einer positiven Entwicklung bei Umsatz- und EBIT im ersten Halbjahr. Doch der positive erste Eindruck verblasst schnell.

Grund hierfür ist zum einen, dass das Wachstum ausschließlich inorganisch durch die Zukäufe von Senator, Pilot Freight Services, Martin Bencher Group und Grindrod Logistics erfolgte, die Maersk allein im zweiten Quartal 2023 zusammen 560 Millionen US-Dollar Umsatz einbrachten.

Erschwerend hinzu kommt, dass der Logistik-Sparte massiv die Kosten davonlaufen. Dies legt ein Vergleich der jeweiligen EBIT-Margen der drei großen Unternehmensbereiche nahe. So rangiert die EBIT-Marge der Logistik-Sparte im ersten Halbjahr mit einem Wert von 3,6 Prozent (Q2: 3,4 Prozent) weit abgeschlagen hinter den Werten der Sparten Ocean (17,1 Prozent) und Terminals (26,1 Prozent).

Logistik-Sparte schrumpft
Am beunruhigendsten für Maersk an der Entwicklung der Logistik-Sparte dürfte allerdings der Umstand sein, dass sie zum ersten Mal seit Jahren einen Umsatzrückgang in einem Quartal von 3,5 auf 3,3 Milliarden Dollar zu verzeichnen hatte.

Das zwischen April und Ende Juni eingefahrene Minus im Umfang von 5,7 Prozent gibt allerdings vor dem Hintergrund den inorganischen Wachstums der Logistik-Sparte einen geschönten Eindruck wieder. Der ehrlichere Blick auf den Unternehmensbereich fällt ungleich ernüchternder aus. Denn bei einer Annahme eines organischen Wachstums wäre der Umsatz der Sparte im zweiten Quartal um 19 Prozent geschrumpft.

Das bringt den seit Jahresbeginn amtierenden Vorstandsvorsitzenden Vincent Clerc unter Druck. Denn der 2016 begonnene Umbau des Konzerns zu einem integrierten Logistiker steht und fällt mit dem Wachstum der Logistik-Sparte.

Clerc gab anlässlich der Präsentation der ernüchternden Zahlen zum ersten Mal zu, dass die Entwicklung der Sparte nicht den Erwartungen entspreche und „zu optimistisch war“, so der CEO gegenüber der „Financial Times“.

Vor allem die gegenüber den anderen Sparten aus dem Ruder laufende Kostenkontrolle ist Clerc ein Dorn ein Auge, sodass der Unternehmensbereich laut dem CEO einen Weg „zurück zur Kostendisziplin“ finden müsse. Wie dies vonstattengehen dürfte, teilte Clerc auch mit, nämlich durch einen möglichen Personalabbau, so der Vorstandsvorsitzende.

Düsterer Ausblick auf das zweite Halbjahr
Derweil erhöhte Maersk anlässlich der Vorstellung der Zahlen für das erste Halbjahr die untere Schwelle seiner Gewinnerwartungen für 2023. So rechnet der Logistiker nun mit einem EBIT in einem Spektrum von 3,5 bis 5 Milliarden Dollar (vorher: 2 bis 5 Milliarden Dollar); das EBITDA soll 2023 bei mindestens 9,5 Milliarden liegen (vorher: 8 Milliarden Dollar) und höchstens bei 11 Milliarden Dollar.

Dieser auf den ersten Blick optimistisch wirkende Schritt relativiert sich vor dem Hintergrund, dass Maersk auf Grundlage des sehr soliden Geschäftsverlaufs im ersten Halbjahr bereits mehr als 72 Prozent des Mindestbetrags beim angestrebten EBITDA in Höhe von 9,5 Milliarden Dollar erwirtschaftet hat.

Für das zweite Halbjahr des laufenden Jahres bedeutet der korrigierte Ausblick für den operativen Gewinn, dass Maersk gegenüber den ersten sechs Monaten 2023 mit einem Minus von im günstigsten Fall 40 und im schlimmsten Fall von knapp 62 Prozent rechnet.

Grund für Maersks pessimistischen Blick auf die kommenden sechs Monate sind maßgeblich die nach wie vor übervollen Lager der Händler. Der Abverkauf des Inventars wird sich laut Maersk noch bis Ende des laufenden Jahres hinziehen.

Maersk fuhr im ersten Halbjahr gegenüber der entsprechenden Periode des außergewöhnlich starken Vorjahres die zu erwartenden Verluste bei Umsatz und Gewinn ein.

Der Vergleich mit dem Jahr 2019 ergibt für das erste Halbjahr 2023 ein rund fünfmal so hohes EBIT; zudem steht ein aktueller Gewinn in Höhe von 3,8 Milliarden Dollar dem damaligen Halbjahresverlust von 503 Millionen Dollar gegenüber.

Quelle:
DVZ

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