Belgische Regierung berät über Probleme bei Lineas

Am Montag hat das große private Schienengüterverkehrsunternehmen Lineas Expansionspläne vorgestellt, die auch den deutschen Markt betreffen. In der belgischen Heimat wird die wirtschaftliche Lage des Unternehmens allerdings mit Sorge gesehen.

Die belgische Föderalregierung ist offenbar so beunruhigt über die wirtschaftliche Lage des größten Güterbahnbetreibers des Landes, Lineas, dass das Kernkabinett am Freitag darüber beraten will. Das berichtet die Zeitung „De Tijd“. Statt der angestrebten 100 Millionen Euro habe Lineas, nach eigenen Angaben Europas größtes privates Schienengüterverkehrsunternehmen, in diesem Jahr nur 20 Millionen Euro bei Investoren einsammeln können, schreibt „De Tijd“. Würden nicht noch mindestens 50 Millionen Euro aufgetrieben, werde die Lage bedrohlich. Lineas habe 290 Millionen Euro Schulden, 2022 sei durch den Schienengüterverkehr ein Nettoverlust von 100 Millionen Euro entstanden.

Der belgische Staat hat über eine Investitionsgesellschaft bereits etwa die Hälfte der Kapitalzufuhr von 20 Millionen gestemmt. Noch mehr Geld in das aus der Staatsbahn SNCB hervorgegangene Unternehmen zu stecken, würde der Regierung sicher nicht gefallen. Eine Insolvenz des Betriebs mit 2.100 Mitarbeitern – darunter etwa 300 von SNCB abgestellte – ist für Verkehrsminister Georges Gilkinet (Grüne) aber offenbar keine Option, vor allem angesichts der Bedeutung von Lineas für den Hinterlandverkehr des Hafens Antwerpen. „Der Güterverkehr dort wird zusammenbrechen, wenn Lineas in Konkurs geht. Wir können nicht von einem Tag auf den anderen einen anderen Operateur einsetzen“, wird Gilkinet von „De Tijd“ zitiert.

Lineas sieht sich auf gutem Kurs
Lineas versuchte, die Öffentlichkeit am Mittwoch mit einer Presseerklärung zu beruhigen. Die langfristige Zukunft des Unternehmens sei nicht gefährdet, heißt es darin. Hingewiesen wird auf erfolgreiche Sanierungsschritte, die es seit Amtsantritt des neuen Chefs Bernard Gustin im Februar 2022 gegeben habe. Der Break-Even-Point könne vielleicht bereits Ende 2024 erreicht werden und damit etwa ein Jahr früher als bislang angestrebt. Gespräche mit potenziellen Investoren liefen weiter. Bessere Wettbewerbschancen erhoffe sich Lineas auch dadurch, dass die EU-Kommission staatliche Beihilfen für große Konkurrenten unter staatlicher Kontrolle – gemeint sind SNCF Fret und DB Cargo – genauer unter die Lupe nehme.

„Während Lineas dabei ist, seine Herausforderungen zu bewältigen, freuen wir uns, heute zu lesen, dass die belgischen Behörden sich bewusst sind, dass das Unternehmen ein unverzichtbarer Bestandteil der Gütertransportkette ist und dass – falls nötig – die Regierung bereit ist, dieses Gut von strategischer Bedeutung für die belgische Wirtschaft zu erhalten“, teilte das Unternehmen mit. Erst am Montag hat Lineas Expansionspläne für Europa vorgestellt – auch für Deutschland.

Quelle:
DVZ

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