450 Millionen Euro frisches Eigenkapital – HHLA stellt sich nach Zusagen hinter MSC-Einstieg

Der Hafenbetreiber empfiehlt den Aktionären, dass Angebot von MSC anzunehmen. Man habe dem Containerriesen und der Stadt Hamburg weitgehende Zusagen abgerungen.

Die Führung des Hamburger Hafenbetreibers HHLA stellt sich nach Zugeständnissen seiner künftigen Großaktionäre nun doch hinter den Einstieg der schweizerischen Großreederei MSC. Es sei gelungen, der Stadt Hamburg und der Mediterranean Shipping Company (MSC) Zusagen abzuringen, allen voran eine 450 Millionen Euro schwere Eigenkapitalspritze, die nach Abschluss der Übernahme fließen solle, teilte die Hamburger Hafen- und Logistik-AG (HHLA) am Montag mit.

„Das gibt uns erhebliche zusätzliche Mittel, um die begonnene erfolgreiche Weiterentwicklung der HHLA zu einem führenden europäischen Logistikunternehmen noch aktiver und schneller voranzutreiben“, sagte Vorstandschefin Angela Titzrath. Betriebsbedingte Kündigungen seien für mindestens fünf Jahre ausgeschlossen.

Unter diesen in einem Vorvertrag festgezurrten Bedingungen stellten sich Vorstand und Aufsichtsrat hinter die Offerte von MSC, die die HHLA im September überrascht hatte. Den Aktionären werde empfohlen, das Angebot über 16,75 Euro je A-Aktie der HHLA anzunehmen.

MSC und die Freie und Hansestadt Hamburg hatten sich bereits vorab darauf geeinigt, die HHLA unter sich aufzuteilen. MSC steigt mit 49,9 Prozent ein, die bisher mit knapp 70 Prozent beteiligte Hansestadt reduziert ihren Anteil bis auf 50,1 Prozent. Die HHLA wird dabei einschließlich Schulden mit 2,6 Milliarden Euro bewertet.

Das Angebot von MSC an die übrigen Aktionäre läuft noch bis zum 20. November. Die Übernahmeofferte hatte bei den Reedereien Sorgen ausgelöst, MSC könnte dort Sonderrechte beanspruchen. Die größte deutsche Reederei Hapag-Lloyd, die mit ihren Partnern mehr als die Hälfte des Containerumschlags in Hamburg stellt, hatte ein Gegenangebot erwogen, letztlich aber abgewinkt.

In der Vereinbarung mit MSC und der Stadt wird laut HHLA auch die Gleichbehandlung aller Kunden sichergestellt. „Alle Kunden haben weiterhin gleichermaßen Zugang zu allen HHLA-Terminals und Dienstleistungen europaweit.“

Auch werde MSC dem Vorstand nicht in die Investitionsplanung hereinreden, hieß es in der Mitteilung. Die Modernisierung des Containerterminals in Hamburg, die allein in den Jahren 2025 bis 2028 775 Millionen Euro kosten soll, sei damit gesichert. MSC und die Stadt stünden hinter der Strategie des Vorstands. Es gebe aber noch ausstehende Punkte, die in den nächsten Wochen verbindlich mit den beiden künftigen Großaktionären geregelt werden sollten, erklärte Titzrath.

Die Gewerkschaft Verdi begrüßte die Vereinbarung, forderte aber eine Absicherung über einen Tarifvertrag. „Die Aufnahme dieser Regelungen in das Business Combinantion Agreement“ zeigen den Willen, für die Beschäftigten sichere und gute Arbeitsplätze zu erhalten“, sagte die stellvertretende Verdi-Chefin Christine Behle. Die Vereinbarungen mit MSC hätten eine Mindestdauer von 40 Jahren.

„Jetzt muss jedoch dringend ein Tarifvertrag zwischen ver.di und der HHLA geschlossen werden, der auch Ansprüche für die Beschäftigten verbindlich regelt.“ Nachbesserungen forderte sie bei der Mitbestimmung im Aufsichtsrat.

Quelle:
Wirtschaftswoche

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