Amazon ist bei Zustellung von Paketen auf dem Vormarsch

Der Online-Versandhändler stellt nach der Deutschen Post die zweitmeisten Pakete in Deutschland zu. Amazons Marktanteil ist auf bis zu 25 Prozent gestiegen.

Der Online-Händler Amazon stellt immer mehr Pakete selbst zu und setzt damit den Platzhirschen Deutsche Post unter Druck. „Im Paketbereich ist Amazon nach dem Marktführer Deutsche Post DHL der zweitgrößte Anbieter“, teilte die Bundesnetzagentur am Mittwoch mit.

Der Marktanteil Amazons sei zuletzt bei den Paket-Sendungsmengen auf zwischen 15 und 25 Prozent gestiegen, geht aus einer Erhebung des Regulierers hervor. „Dieses schnelle Wachstum werden wir in den nächsten Jahren weiter beobachten“, sagte der Chef der Regulierungsbehörde, Klaus Müller.

Der US-Onlineriese Amazon startete 2015 ein eigenes Zustellnetzwerk in Deutschland und ist erst seit 2016 bei der Bundesnetzagentur als Postdienstleister eingetragen. Danach erfolgte rasantes Wachstum – Amazon ist nun klare Nummer Zwei. Paketdienste wie DPD, GLS, Hermes und UPS kämen in dem umkämpften Markt auf Sendungsmengenanteile von fünf bis 15 Prozent, teilte die Netzagentur weiter mit. Die Post befördert noch immer Amazon-Pakete, doch baut der US-Riese seine eigenen Zustellnetze kontinuierlich aus.

Paketmengen wachsen seit Jahren
„Insgesamt weist die DP DHL nach wie vor einen deutlichen Marktanteilvorsprung vor den übrigen Unternehmen aus“, bilanzierte die Netzagentur. Der Bonner Konzern komme auf einen Anteil von über 40 Prozent. Die Sendungsmenge habe im Jahr 2022 bei 4,25 Milliarden Stück gelegen, Prognosen für das Jahr 2023 zeigten einen Anstieg um 3,35 Prozent auf 4,39 Milliarden Stück. „Der Onlinehandel ist weiter auf dem Vormarsch“, sagte Müller. „Die Paketmengen sind in den vergangenen Jahren erheblich angewachsen.“

Die Monopolkommission, die die Bundesregierung in Wettbewerbsfragen berät, begrüßte die Entwicklung. Auf dem Paketmarkt herrsche Wettbewerb. Amazon zeige eine „extrem dynamische Entwicklung“, sagte ihr Chef Jürgen Kühling.

Anders sieht es dagegen im von der Post beherrschten Briefmarkt aus – wegen der fortschreitenden Digitalisierung schrumpfen die Sendungsmengen hier weiter. Im Jahr 2022 seien in der Bundesrepublik mit 11,93 Milliarden Sendungen 2,24 Prozent weniger Briefe verschickt worden. „Dieser Trend scheint unumkehrbar“, erklärte Müller. Marktführer bleibt in dem Markt mit großem Abstand die Deutsche Post. Die Entwicklung im Briefmarkt gleiche einem Trauerspiel, kritisierte Kühling.

Bundesnetzagentur begrüßt Pläne für ein neues Postgesetz
Die Bundesregierung will mit einem neuen Postgesetz auch auf die schrumpfenden Briefmengen reagieren. Es soll vom Bundeskabinett noch im Dezember beschlossen werden. Das Wirtschaftsministerium plant, dass die Post mehr Zeit für die Zustellung von Briefen erhalten soll, zugleich sollen diese die Verbraucher aber zuverlässiger erreichen. Die Bundesnetzagentur soll nach den Plänen mehr Kompetenzen erhalten und auch höhere Bußgelder verhängen können.

Die Monopolkommission und der Regulierer stellten sich hinter diese Vorschläge. „Mit stärkeren gesetzlichen Befugnissen können wir Qualitätsvorgaben zukünftig noch besser und effektiver durchsetzen“, sagte Müller. Er erwartet durch die Gesetzespläne mehr Druck auch auf die Post – über deren Zustellung es weiter zahlreiche Beschwerden gibt.

Müller erwartet 2023 wohl deutlich über 40.000 Bürger-Beschwerden zu Postthemen. Im Vorjahr waren es 43.152 Eingaben. Müller appellierte auch mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft allen voran an die Post: „Sie müssen Mängel schnell beseitigen.“

Quelle:
Handelsblatt

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