DB startet Verkaufsprozess für Schenker

Ab sofort können Investoren Gebote für die Logistiktochter des Staatskonzerns abgeben. Ob es dann tatsächlich zu einem Verkauf kommt, dürfte maßgeblich vom zu erzielenden Kaufpreis abhängen.

Ziemlich profan, mit einer Anzeige im „Wall Street Journal“, hat die Deutsche Bahn (DB) am Dienstagmorgen den Bieterwettbewerb um ihre Logistiktochter Schenker eröffnet. Finanz- als auch strategische Investoren können nun Gebote für das Unternehmen abgeben, welches die DB selbst anlässlich des Startschusses noch einmal in den höchsten Tönen lobt. Als eines der globalen Top-4-Logistikunternehmen sei Schenker bestens im Markt positioniert, heißt es in einer Pressemitteilung. Und der internationale Logistikmarkt biete langfristig hervorragende Wachstumsperspektiven.

In einem mit dem EU-Beihilferecht übereinstimmenden „offenen und diskriminierungsfreien Prozess“, wie es vonseiten der DB heißt, können Interessenten jetzt initiale Gebote abgeben. Es wird davon ausgegangen, dass es eine ziemlich große Anzahl an Interessen geben wird. Schließlich gibt es kaum einen Logistikdienstleister von Rang und Namen, der in den vergangenen zwölf Monaten seit dem grundsätzlichen Auftrag des Aufsichtsrates an den Vorstand, eine Veräußerung vorzubereiten, nicht genannt worden ist. Die Reedereien Maersk und MSC gehören eben dazu wie DSV, DHL und UPS. Ferner wird den arabischen Akteuren DP World und Abu Dhabi Ports Interesse nachgesagt. Zudem wollen die Finanzinvestoren Advent und Bain sowie gemeinsam Carlyle und CVC wohl ein Gebot abgeben.

„Verkauf muss wirtschaftlich vorteilhaft sein“
Eine möglichst hohe Nachfrage wäre für die DB wichtig, um das zentrale Kriterium aus Sicht des Veräußerers zu gewährleisten. „Bedingung für einen Verkauf ist, dass er für die Deutsche Bahn in jeder Hinsicht wirtschaftlich klar vorteilhaft sein muss“, heißt es in der Pressemitteilung. Dies dürfte vor allem von der Höhe des Kaufpreises abhängen. Nachdem vor zwei Jahren noch 20 Milliarden Euro als erreichbar galten, wird Schenker mittlerweile in Finanzkreisen mit maximal 15 Milliarden Euro taxiert.

Ob damit auch ein Teilverkauf oder ein Börsengang weiterhin eine Option ist, bleibt abzuwarten. Gänzlich ausgeschlossen ist es wohl nicht, wenngleich dies den Verkaufserlös schmälern würde, was wiederum die Mittel begrenzte, welche die DB für den so wichtigen Schuldenabbau und die Umsetzung der Strategie „Starke Schiene“ zur Verfügung hätte. Klar ist aus Sicht der Bahn zumindest: „Der Erlös eines Verkaufs soll vollständig im DB-Konzern verbleiben.“ Zuletzt hatte es angesichts der notwendigen Kürzungen im nächsten Bundeshaushalt daran durchaus Zweifel gegeben.

Transaktions- und Arbeitsplatzsicherheit spielen ebenfalls eine Rolle
Als wichtiger Faktor gilt insbesondere bei einer Veräußerung dieser Größenordnung ferner die Transaktionssicherheit, sprich, dass der Interessent etwa die Transaktion auch wirklich stemmen kann. Im aktuellen Zinshoch wird vor allem den Finanzinvestoren nachgesagt, dass sie Probleme bei der Finanzierung des Deals bekommen könnten, während viele Reedereien weiterhin im Geld schwimmen. Allerdings sehen die sich wiederum einem deutlich eingetrübten operativen Marktumfeld ausgesetzt. Marktexperten gehen davon aus, dass viele Carrier spätestens 2024 in den roten Zahlen landen werden.

Ein Argument bei der Auswahl eines Käufers dürfte auch die Arbeitsplatzsicherheit der Schenker-Beschäftigten sein. Von den weltweit knapp 77.000 Beschäftigten sind immerhin rund 15.000 in Deutschland beheimatet. Dass es unter diesen nicht zu einem Kahlschlag kommt, werden die Gewerkschaften mit Sicherheit zur absoluten Bedingung für ihre Zustimmung im DB-Aufsichtsrat machen.

Bis es so weit ist, dürfte es aber noch Monate dauern. Und bis zu einem Closing der Transaktion wird ausgehend von heute wohl noch einmal ein Jahr vergehen. Trotzdem müssen sich ernsthafte Interessenten nun ein wenig sputen. Denn melden müssen sie sich nach Informationen der DVZ bei der DB zunächst bis Mitte Januar.

Quelle:
DVZ

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