Wifo/IHS erwarten 2024 verzögerte Konjunkturerholung

Die schwächelnde Industrie wird im kommenden Jahr die Konjunkturerholung in Österreich verzögern. Die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS erwarten in ihrer am Donnerstag vorgestellten Prognose für 2024 Jahr ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,9 bzw. 0,8 Prozent und für 2025 von 2,0 bzw. 1,5 Prozent. Steigende Realeinkommen werden die Konjunktur stützen. Nach zwei Jahren mit sehr hoher Teuerung soll sich 2024 die Inflationsrate hierzulande halbieren.

Die heimische Wirtschaftsleistung wird laut den Ökonomen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) und des Instituts für Höhere Studien (IHS) heuer um 0,8 bzw. 0,7 Prozent schrumpfen. „Was uns 2023 belastet hat, sind ein schwacher Konsum und noch schwächere Investitionen, sowie Rezession im Handelssektor, im Bauwesen und in der Industrie“, sagte Wifo-Chef Gabriel Felbermayr bei der Präsentation der Konjunkturprognose vor Journalisten in Wien. „Der Tiefpunkt der Konjunktur dürfte aber mit Jahresende 2023 durchschritten sein.“ Laut Felbermayr sollten steigende Reallöhne und ein stabiler Arbeitsmarkt den privaten Konsum anschieben und die Konjunktur beleben. „Der Bau wird 2024 weiter schrumpfen, auch die Industrie erholt sich angesichts sehr uneindeutiger Frühindikatoren nur schleppend“, so der Wifo-Chef.
Für IHS-Direktor Holger Bonin hat sich die Konjunkturprognose seines Instituts „im Kern seit dem Herbst nicht verändert“. Man dürfe „nicht in den Krisenmodus verfallen“. Sorgen bereitet Bonin aber die „hartnäckige“ Teuerung. „Die Inflation ist nicht nur ein soziales Problem, sondern es wird für Österreich immer zum Standortproblem.“ Der Inflationsunterschied zu den anderen europäischen Ländern schließe sich in den kommenden Jahren nur langsam. Bonin und Felbermayr forderten von der heimischen Regierung einen stärkeren Fokus auf die Inflationsbekämpfung, etwa durch eine Senkung der staatlichen Ausgaben.

Die Inflationsrate soll von heuer 7,9 Prozent (Wifo) bzw. 7,8 Prozent (IHS) auf 4,0 bzw. 3,9 Prozent (2024) und 3,1 bzw. 3,0 Prozent (2025) sinken und damit deutlich über dem prognostizierten Eurozonenschnitt sowie dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent liegen. Das Wifo rechnet in Österreich mit einer hartnäckigen Teuerung bei Industriegütern, Nahrungsmitteln und vor allem Dienstleistungen.

Der Wirtschaftsabschwung hat den österreichischen Arbeitsmarkt bisher nur leicht getroffen. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition stieg von 6,3 Prozent im Jahr 2022 auf heuer 6,4 Prozent. Die Quote nahm auch zu, weil Vertriebene aus der Ukraine seit dem Frühjahr 2023 in der Arbeitslosenstatistik aufscheinen. Für das kommende Jahr rechnet das Wifo mit einer gleichbleibenden Arbeitslosenrate und das IHS mit einem Anstieg um 0,2 Prozentpunkte auf 6,6 Prozent. 2025 soll die Rate dann wieder auf 6,0 bzw. 6,3 Prozent sinken.

Das Wifo erwartet heuer ein staatliches Finanzierungssaldo in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von minus 2,3 Prozent, das IHS mit einem Budgetsaldo von minus 2,8 Prozent. Für 2024 prognostizieren die Institute ein Finanzierungssaldo des Staates laut Maastricht-Definition von minus 2,4 bzw. minus 2,3 Prozent und für 2025 von minus 2 bzw. 2,2 Prozent. Inflationsbedingt steigende Ausgaben für Löhne und Gehälter, Pensionen und indexierte Sozialleistungen sowie höhere Zinsen bei der Staatsverschuldung belasten den öffentlichen Haushalt. Die Abgeltung der kalten Progression bei der Lohn- und Einkommensteuer sowie die Tarifsenkung bei der Körperschaftsteuer führen zu weniger Staatseinnahmen.

Quelle:
MSN

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