CMA CGM: Grünes Licht für die Bolloré-Übernahme

Die Genehmigung durch die EU-Kommission macht für die Reederei den Weg frei, das Logistikgeschäft erheblich auszubauen. Allerdings müssen zuvor Auflagen erfüllt werden. Die Logistik hat sich bereits 2023 als wichtige zweite Säule erwiesen, wie der Konzern in seiner Jahresbilanz mitteilt.

Die Europäische Kommission hat die geplante Übernahme des französischen Logistikdienstleisters Bolloré Logistics durch den Reederei- und Logistikkonzern CMA CGM geprüft und genehmigt. Allerdings ist die Freigabe an Auflagen geknüpft: Aufgrund der zu erwartenden marktbeherrschenden Position auf dem Markt für Seefrachtdienste in Martinique, Guadeloupe, Französisch-Guayana und St. Martin müssen nun alle Aktivitäten von Bolloré in der Karibik-Region veräußert werden.

Die Kommission hatte festgestellt, dass durch die Übernahme bedeutende vertikale Verbindungen zwischen den seeseitigen Containerverkehren von CMA CGM auf Routen zwischen Europa und der Karibik und den nachgelagerten Transporttätigkeiten von Bolloré entstanden wären. Angesichts der sehr hohen Marktanteile von CMA CGM auf diesen Überseerouten und der Wettbewerbsstruktur in diesen Gebieten bestünde die Möglichkeit, dass Bolloré Logistics zulasten konkurrierender Spediteure begünstigt werden könnte.

Nach der Übernahme von Ceva im Jahr 2019 und Ingram Micro CLS, Colis Privé und Gefco 2022 setzt CMA CGM die Transformation mit der Übernahme von Bolloré Logistics fort. Diese wird die Gruppe nach eigenen Angaben zu einem der fünf weltweit führenden Anbieter von Transport- und Logistikdienstleistungen machen.

Deutliche Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis
Der französische Reederei- und Logistikkonzern musste 2023 in einem schwierigen Umfeld massive finanzielle Einbußen hinnehmen. Der Umsatz für das Gesamtjahr belief sich auf 47,0 Milliarden US-Dollar. Das entspricht einem Minus von 36,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dieser starke Rückgang sei in erster Linie auf die verschlechterten Bedingungen in der Seeschifffahrt zurückzuführen, teilte der Konzern am Freitag mit. Der Nachfragerückgang sei durch die großen Bestandsreduzierungen im ersten Halbjahr verschärft worden.

Das EBITDA brach um fast drei Viertel (72,9 Prozent) auf 9,0 Milliarden Dollar ein. Entsprechend hat sich die EBITDA-Marge mehr als halbiert, sie sank um 25,5 Prozentpunkte auf 19,2 Prozent. Der Reingewinn fiel auf 3,6 Milliarden Dollar, nach rund 24,9 Milliarden Dollar im Jahr zuvor.

Mit einer Nettoverschuldung von 3,7 Milliarden Dollar spricht der Konzern von einer soliden Bilanz und Grundlage, „um den konjunkturellen Abschwung mit Zuversicht zu überstehen und gleichzeitig weiter zu investieren“.

„Zwei solide Säulen“
„Unsere Ergebnisse sind wie erwartet gesunken“, sagte CEO Rodolphe Saadé. Die Logistik erweise sich als widerstandsfähiger und mache einen wesentlichen Teil des Geschäfts aus. „Unsere Gruppe steht nun auf zwei soliden Säulen, die es uns ermöglichen, zyklische Veränderungen effizienter zu überstehen“, fügte er hinzu. Als Investitionsbereiche nannte er die Dekarbonisierung und den Einsatz künstlicher Intelligenz.

Der Konzern rechnet für 2024 mit einem schleppenden globalen Wirtschaftswachstum, auch wenn sich der Welthandel durch das Auffüllen der Lagerbestände von den Tiefstständen des Jahres 2023 erholen dürfte. „Das Volumenwachstum dürfte in der ersten Jahreshälfte aufgrund dieser Basiseffekte stark bleiben, aber die zweite Jahreshälfte dürfte unsicherer sein“, heißt es im Ausblick weiter.

Zudem wird erwartet, dass neue Containerschifffahrtskapazitäten in Betrieb genommen werden, wodurch das weltweite Angebot die prognostizierte Nachfrage übersteigt, was sich negativ auf die Frachtraten auswirken dürfte. Die angespannte Lage im Roten Meer und die gezielten Angriffe auf Handelsschiffe bringen dem Management zufolge Risiken und große Unsicherheiten mit sich.

Stabile Mengen
In der ersten Jahreshälfte ging das Containeraufkommen aufgrund der schwachen Nachfrage nach Konsumgütern und der Auswirkungen des Abbaus von Lagerbeständen um 2,7 Prozent zurück. Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wirkte sich auf die Frachtraten aus. In der zweiten Jahreshälfte belebte sich die Nachfrage, und das Volumen stieg in diesem Zeitraum um 3,8 Prozent. Dennoch blieben die Frachtraten aufgrund des Zustroms neuer Schiffskapazitäten unter Druck.

Im Vergleich zu 2022 erwiesen sich die von der Gruppe beförderten Mengen 2023 auf den Nord-Süd-Routen (plus 4,2 Prozent) und den intraregionalen Linien (plus 3,3 Prozent) als widerstandsfähiger als auf den Ost-West-Routen (minus 2,7 Prozent), „insbesondere dank des anhaltend robusten Wachstums bestimmter Schwellenländer“, teilte der Konzern weiter mit.

Insgesamt wurden im Laufe des Jahres 21,8 Millionen TEU befördert, 0,5 Prozent mehr als 2022. Der Umsatz in der Seeschifffahrt sank im Vergleich zum Vorjahr um 46,7 Prozent auf 31,4 Milliarden Dollar. Das EBITDA belief sich auf 7,4 Milliarden Dollar (minus 76,6 Prozent). Die EBITDA-Marge verringerte sich um 30,1 Punkte auf 23,6 Prozent, was auf den Rückgang des durchschnittlichen Umsatzes pro TEU um 47 Prozent auf 1.437 Dollar zurückzuführen sei.

Der Umsatz aus dem Logistikgeschäft ging im Jahresverlauf um 5,5 Prozent auf 15,2 Milliarden Dollar zurück. Das EBITDA belief sich hier auf 1,4 Milliarden Dollar und lag damit um 12,5 Prozent höher als 2022. Die EBITDA-Marge belief sich auf 9,0 Prozent. Hier spiegele sich die Trendwende in der Kontraktlogistik „und die sehr gute Leistung in der Fertigfahrzeuglogistik“ wider, teilte der Konzern mit.

Quelle:
DVZ

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