Delivery Hero scheitert mit Taiwan-Verkauf

Nach dem geplatzten Verkauf von sieben asiatischen Landesgesellschaften muss MDax-Konzern Delivery Hero den nächsten Rückschlag verkraften: Auch der geplante Verkauf des Taiwan-Geschäfts ist vorerst gescheitert.

Niklas Östberg, Mitgründer und Chef der Berliner Essensbestellplattform Delivery Hero (Umsatz: 10,5 Milliarden Euro), will sich bekanntlich von einem Großteil seines Geschäfts in Asien trennen. Im September hatte die WirtschaftsWoche berichtet, dass Östbergs Firma dazu mit dem Wettbewerber Grab verhandelt. Es ging um den Verkauf seiner Aktivitäten unter der Marke Foodpanda in den sieben Ländern Singapur, Kambodscha, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Thailand und Laos. Doch vergangene Woche erklärte Delivery Hero per Ad-hoc-Mitteilung, die Verkaufsverhandlungen seien „abgebrochen“. Parallel dazu musste Östberg noch einen zweiten Rückschlag hinnehmen, den der Konzern nicht öffentlich gemacht hat: den Abbruch der Verkaufsgespräche über Foodpanda Taiwan.

Nach WirtschaftsWoche-Informationen hat der MDax-Konzern in den vergangenen Wochen intensiv mit Wettbewerber Uber Eats über den Verkauf seiner Landesgesellschaft Foodpanda Taiwan verhandelt. Der geforderte Preis soll deutlich über einer Milliarde US-Dollar gelegen haben, und damit höher, als der Preis, den Östberg für die genannten sieben Märkte zusammen aufgerufen haben soll. Vergangene Woche jedoch soll Uber Eats die weit fortgeschrittenen Verhandlungen überraschend abgebrochen haben. Delivery Hero und Uber Eats wollten sich auf Nachfrage nicht dazu äußern.

Taiwan gilt als dankbarer Markt
Taiwan gilt als lukrativer Markt für Lieferdienste, weil sich der Großteil des Geschäfts auf die Hauptstadt Taipeh beschränkt, wo rund vier Millionen Menschen leben. Die Einwohner Taiwans gelten zudem als sehr online- und bestellaffin, ähnlich wie in Südkorea. Delivery Hero und Uber Eats sind die beiden dominierenden Anbieter im Land. Laut einer Umfrage des japanischen Umfragedienstes Rakuten Insight von April 2023 in Taiwan nach der am häufigsten genutzten Essensliefer-App, gaben 80 Prozent der Befragten Foodpanda an. Uber Eats folgte dicht dahinter auf Rang zwei. Beide Dienste starteten 2016 in Taiwan.

Foodpanda war einst der Name eines Konkurrenten von Delivery Hero: Die Samwer-Brüder hatten mit ihrer Start-up-Schmiede Rocket Internet seit 2012 den Essenslieferdienst Foodpanda aufgebaut. 2015 beteiligte sich Rocket Internet mit 38,5 Prozent an Delivery Hero. Ende 2016 schließlich integrierte Delivery Hero die Marke Foodpanda. Die Plattform ist heute in elf südostasiatischen Ländern aktiv: neben den acht genannten auch noch in Hongkong, Pakistan und Singapur.

Erstmals positives bereinigtes Ebitda
Delivery Hero veröffentlicht keine Einzelumsätze von Ländern, sondern fasst seine Märkte in vier Regionen zusammen. Die Delivery-Hero-Region Asien erwirtschaftete im vergangenen Jahr rund 3,7 Milliarden Euro Umsatz, etwas weniger als 2022 (3,8 Milliarden Euro). Nach WirtschaftsWoche-Informationen setzten die Berliner mit Foodpanda Taiwan rund 550 Millionen Euro um. Delivery Hero äußerte sich nicht dazu. Zur Profitabilität macht Delivery Hero nur vage Angaben in Form eines bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen („adjusted Ebitda“). Dieser Wert, immerhin, ist laut einem Trading Update von Mitte Februar für das Geschäftsjahr 2023 erstmals positiv, mit 253 Millionen Euro. Im Vorjahr wies Delivery Hero noch ein negatives adjusted Ebitda in Höhe von fast 624 Millionen Euro aus. Für das laufende Jahr kündigte Östberg einen positiven freien Cashflow an.

Warum Östberg große Teile seines Asiengeschäfts verkaufen will, hat er offiziell bislang noch nicht begründet. Für Beobachter ist jedoch ausschlaggebend, welche südostasiatischen Landesgesellschaft er nicht verkaufen will: Südkorea. Das Land ist der wichtigste asiatische Markt für Essensbestellungen außerhalb Chinas: überdurchschnittlich viele Einpersonenhaushalte bei gleichzeitig hoher Kaufkraft und allgemein hoher Bestell-Affinität. Und nach der 5,7 Milliarden Euro teuren Übernahme des Wettbewerbers Woowa im Jahr 2021, die sich wegen zahlreicher Bedingungen der südkoreanischen Kartellbehörden über mehr als ein Jahr lang hinzog, beherrscht Delivery Hero den südkoreanischen Markt nahezu vollständig.

Quelle:

WiWo

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