Chemikalien-Händler Brenntag ebenfalls Opfer der DarkSide-Erpresser

Es trifft die US-Niederlassung des Essener Unternehmens. Sie zahlt angeblich ein Lösegeld von 4,4 Millionen Dollar. Offiziell spricht die US-Tochter von einem Sicherheitsvorfall.

Der Essener Chemikalien-Händler Brenntag wurde offenbar ebenfalls mit der Ransomware DarkSide angegriffen, die in dieser Woche den US-Pipeline-Betreiber Colonial Pipeline lahmgelegt hat. Betroffen ist laut einem Bericht von Bleeping Computer die US-Tochter von Brenntag. Sie soll 4,4 Millionen Dollar Lösegeld bezahlt haben.

Der Einbruch in die Systeme von Brenntag Nordamerika fand demnach Anfang Mai statt. Die Angreifer verschlüsselten nicht näher genannte Systeme im IT-Netzwerk des Unternehmens und kopierten zuvor unverschlüsselte Daten auf eigene Server. Das Lösegeld wurde gezahlt, um ein Entschlüsselungstool zu erhalten und die Veröffentlichung der entwendeten Daten zu verhindern.

Einer anonymen Quelle von Bleeping Computer zufolge fielen den Hackern rund 150 GByte Daten der US-Tochter von Brenntag in die Hände. Es soll sich um Unterlagen aus den Bereichen Finanzen, Buchhaltung, Verträge, Projekte und Marketing handeln. Angeblich fielen den Cyberkriminellen auch Vertraulichkeitsvereinbarungen und andere rechtliche Dokumente sowie chemische Formeln in die Hände.

Außerdem sollen die Hintermänner anfänglich eine Lösegeld von 133,65 Bitcoin gefordert haben, was zu dem Zeitpunkt rund 7,5 Millionen Dollar entsprach. Nach Verhandlungen gaben sie sich mit 4,4 Millionen Dollar zufrieden. Bleeping Computer kennt nach eigenen Angaben auch die Bitcoin-Adresse, an die das Lösegeld gezahlt wurde, und zwar am 11. Mail.

Gegenüber dem Blog räumte die Tochter des Essener Unternehmens einen “begrenzten Sicherheitsvorfall” ein. Betroffene Systeme seien isoliert worden, um die Bedrohung einzudämmen. Außerdem seien Cybersicherheitsexperten und Forensiker sowie Strafverfolgungsbehörden eingeschaltet worden.

In das Netzwerk von Brenntag Nordamerika drangen die Hacker offenbar mithilfe gestohlener Anmeldedaten ein. Wie die Cybererpresser an diese Informationen gelangt sind, ist Bleeping Computer zufolge unklar. Der Blog vermutet jedoch, dass die Brenntag-Tochter keine Multi-Faktor-Authentifizierung einsetzt – sie hätte den Einbruch möglicherweise verhindern können.

Die Ransomware DarkSide hatte zuletzt für Schlagzeilen gesorgt, weil sie gegen den Pipelinebetreiber Colonial Pipeline eingesetzt wurde. Das Unternehmen versorgt große Teile des Südens und Ostens der USA mit Kraftstoffen und Heizöl. Aufgrund eines Marktanteils von 45 Prozent beschäftigte der Vorfall sogar die US-Regierung. Colonial Pipeline soll den Erpressern fast 5 Millionen Dollar Lösegeld gezahlt haben.

Quelle:
Silicon

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