Britischer Blödsinn vom Feinsten

Erst schneidet die britische Regierung das Land vom europäischen Arbeitsmarkt ab. Dann stellt sie fest, dass fast 100.000 Lkw-Fahrer fehlen und Versorgungsengpässe drohen. Und nun kommt sie mit einer Lösung des Dilemmas um die Ecke, die typisch ist für die Treiber des Brexits. Statt sich zu überlegen, wie man den Arbeitsmarkt für Lkw-Fahrer aus der EU wieder attraktiv machen kann – zum Beispiel durch die Aussetzung der Arbeitsvisapflicht –, dürfen nun die britischen Lorry-Driver länger hinter dem Steuer sitzen. Zwar nur vier Wochen lang, aber es dürfte höchstwahrscheinlich nicht das letzte Mal sein, dass die auch der Verkehrssicherheit dienenden Vorschriften laxer gehandhabt werden sollen.

Perfide ist in diesem Zusammenhang übrigens die Äußerung der Verkehrsstaatssekretärin Charlotte Vere, die twitterte: „Die Sicherheit der Fahrer darf nicht beeinträchtigt werden, und Spediteure müssen das Verkehrsministerium benachrichtigen, wenn diese Lockerung (der Lenk- und Ruhezeitenvorschriften) ausgenutzt wird.“ Ob sie jemals darüber nachgedacht hat, wie sehr Lkw-Fahrer bereits jetzt unter Druck stehen, wenn es darum geht, Lieferungen unter allen Umständen ans Ziel zu bringen? Und was es bedeutet, hier die Regulative herauszunehmen? Wahrscheinlich nicht, sonst würde sie nicht so blauäugig agieren.

Diese Entwicklung ist bedauerlich für die britischen Fahrer und Transportunternehmen. Anstatt dafür zu sorgen, dass der Beruf deutlich attraktiver wird, um neue Arbeitskräfte zu gewinnen, arbeitet die britische Regierung genau in die entgegengesetzte Richtung. Längere Arbeitszeiten und mehr Druck bei gleichbleibend eher schlechter Entlohnung? Wer hofft, damit auch nur ansatzweise das langfristige Problem Fahrermangel in UK lösen zu können, muss ein unverbesserlicher Optimist sein.

Aber letztlich bewirkt dieses erratische Handeln der britischen Administration auch etwas Gutes: Zehntausende ausländische Fahrer, die bisher im Vereinigten Königreich gearbeitet haben, dürften sich nun auf dem ebenfalls angespannten Fahrerarbeitsmarkt in der EU ein neues Auskommen suchen.

Quelle:
DVZ

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