Neue Logistik: Symbiose von Digitalisierung und Tradition

In der Logistikbranche hat ein digitales Umdenken eingesetzt. Die fortschreitende Digitalisierung des Handels und der Industrie fordert bestehende Geschäftsmodelle heraus und sorgt für Veränderungen, lautete das Credo des ersten LogTech Festivals der Bundesvereinigung Logistik (BVL), das am 23. Juli in digitaler Form stattfand. Gründen im Wirtschaftsbereich Logistik sei daher attraktiver denn je. Die neue Veranstaltungsreihe will Innovationsbegeisterte zusammenbringen und soll im kommenden Jahr auch als physische Veranstaltung in Berlin stattfinden.

Insgesamt bestehe in der Logistikbranche noch viel Digitalisierungsbedarf, beobachtete Tanja Rosendahl, Managing Partner bei F-Log Ventures, im Gespräch mit Moderator Nikolai Posanok, Leiter für digitale Produkte bei der BVL. Optimierungsbedarf bestehe unter anderem in den Bereichen CO2-Reduktion, alternative Verpackungen, Retourenmanagement, Mikro-Hubs und Last Mile sowie Smart Warehousing, so Rosendahl.

Die Entstehung der sogenannten „Neuen Logistik“ zeichnet sich jedoch vor allem durch ein Zusammenspiel aus traditionellen Geschäftsmodellen und der digitalen Sicht der Innovationstreiber aus. „Es ist nur konsequent, dass Logistik-Start-ups mit der Datenbrille auf die Logistik blicken, während etablierte Player noch eher die Welt der Güter im Blick haben. Beides ist erforderlich, damit die „Neue Logistik“ entstehen kann“, betonte Martin Schwemmer, Senior Consultant des Fraunhofer IIS.

Wie der moderne Milchmann die Zukunft gestaltet
Als Innovationstreiber gelten Start-ups wie Picnic, die bestehende Prozesse mit Hilfe digitaler Lösungen schneller, einfacher und günstiger gestalten wollen. Das niederländische Jungunternehmen betreibt als „moderner Milchmann“ einen Online-Supermarkt und liefert Einkäufe nach der Bestellung per App kostenlos bis zur Haustür.

Um das zu ermöglichen, verkürzt das Start-up die Lieferkette zwischen Produzenten und Konsumenten, verriet Manuel Stellmann, Mitgründer des Deutschland-Teams von Picnic, der das innovative Geschäftsmodell auf dem neuen BVL-Event präsentierte. Ähnlich wie damals der Milchmann sind die Elektrofahrzeuge von Picnic immer zu festen Zeiten am gewünschten Lieferort. Geliefert wird in der Regel am Folgetag der Bestellung – vom Zentrallager aus direkt an die Kunden.

Plattformen revolutionieren den Markt
Auch Philipp Ortwein, Gründer und Geschäftsführer des digitalen Logistikunternehmens Instafreight, beobachtet ein digitales Umdenken in der Branche. Besonderen Einfluss auf den Markt haben digitale Plattformen, die sich auf Basis von Netzwerkeffekten gewissermaßen selbst regulieren können. „Grundsätzlich ist die Funktion einer Plattform, dass sie bestehende Kundenbeziehungen auf ein effizienteres Level hebt und dafür eine digitale Infrastruktur bereitstellt“, resümierte Ortwein.

Einen Einblick in aktuelle innovative Ideen für die Branche boten fünf Start-up-Pitches im Mittelfeld der Veranstaltung. Als bester Pitch mit der innovativsten Idee ging am Ende Big Mile als Sieger hervor. Das Start-up bietet digitale Lösungen, um den Energieverbrauch und Emissionen zu berechnen, zu analysieren und zu verbessern. Ebenfalls teilgenommen haben Drive My Box, Mixmove, Statpile und Sento.io.

Gefördert werden Start-ups durch Organisationen wie Startport, Tochterunternehmen der Duisburger Hafen AG, die wie eine Brücke zwischen Start-ups und bereits am Markt etablierten Unternehmen fungiert. In Accelerator- und Inkubator-Programmen werden die Start-ups mit der Branche vernetzt und 12 Monate lang individuell betreut, erklärte Johannes Franke, Event- und Partnermanager von Startport.

Quelle:
DVZ

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