Start des Lidl-Containerdienstes verzögert sich

Der Discounter Lidl lässt sich mit der Durchführung eigener Abfahrten auf der Seestrecke von Fernost nach Europa offenbar noch Zeit. Berichten von Schiffsmaklern zufolge werden die drei Containerschiffe, die das Unternehmen für den hauseigenen Carrier Tailwind Shipping Lines gechartert hat, erst einmal weitervermietet. Brancheninsider rechnen erst ab Herbst mit der Aufnahme des eigenen Schifffahrtsbetriebs.

Nach übereinstimmenden Berichten von britischen Schiffsmaklern gibt Lidl den 5.000-TEU-Frachter „Jadrana“ zur Zwischennutzung für zwei bis drei Monate an MSC ab. Die Aponte-Reederei übernimmt das Schiff, das vorher für den japanischen Carrier Ocean Network Express im Einsatz war, angeblich zu einer Tagesrate von 110.000 US-Dollar in Südostasien. Seine aktuelle Position gibt der Datendienstleister Vesselfinder im Hafen Batam in Indonesien an.

Bereits im Einsatz für andere Carrier
Die gleich große „Wiking“ soll den Berichten zufolge für weitere zwei bis drei Monate für CMA CGM fahren, statt Lidl-Container zu laden. Die Franzosen setzen das Schiff bereits im Dienst zwischen Westafrika und Fernost ein und zahlen laut Maklern 51.000 Dollar pro Tag für die weitere Nutzung.

Die günstigere Rate könnte sich dadurch erklären, dass als Anlieferungsort für die Anschlusscharter Nordostasien angegeben wird. Dort wird es angesichts der Lockdowns in China schwieriger sein, ausreichend zahlende Ladung für das Schiff zu finden.

Ein weiterer Nutznießer der Verzögerungen beim Lidl-Schifffahrtsdienst ist Hapag-Lloyd. Die Hamburger chartern von der Supermarktkette das 3.800-TEU-Schiff „Merkur Ocean“ für weitere fünf bis sechs Monate zu 61.000 Dollar pro Tag, wie berichtet wird. Hapag-Lloyd betreibt das Schiff bereits auf Charter, hätte es für die nächste Beschäftigung aber jetzt an Tailwind Shipping Lines abgeben müssen.

Laut aktuellem Fahrplan der deutschen Containerlinie führt die „Merkur Ocean“ jetzt noch eine Rundreise zwischen Algeciras und Westafrika durch, danach soll sie auf der Strecke zwischen Indien und der US-Ostküste eingesetzt werden.

Lidl zieht Aufmerksamkeit der Branche auf sich
Als viertes Schiff hatte sich Lidl die für 5.500-TEU ausgelegte „Talassa“ gesichert. Dieses wurde nicht gechartert, sondern gekauft. Vorheriger Eigentümer war die Hamburger Reederei Peter Döhle. Aktuell fährt die „Talassa“ noch ihre bestehende Charter bei Evergreen im Liniendienst zwischen dem indischen Subkontinent und China aus.

Die Berichte über die Charterabschlüsse sorgen für große Aufmerksamkeit in der Branche. Alles deute darauf hin, dass Lidl den Markteintritt für die Schifffahrtstochter Tailwind Shipping Lines in das vierte Quartal verlegt habe, so ein Marktinsider. Angesichts der schweren Verwerfungen infolge der Lockdowns in China wäre dies eine nachvollziehbare Entscheidung.

Die Ladungsmengen aus Fernost heraus stehen derzeit erheblich unter Druck. Zudem benötige Lidl offenbar mehr Zeit für die Beschaffung der nötigen Container, weiterer Schiffe (zur Komplettierung des Dienstes) und der Terminalkapazitäten in den Häfen. Zu den jüngsten Vorgängen hält sich der Discounter selbst bedeckt. Eine Anfrage der DVZ blieb bislang unbeantwortet.

Quelle:
DVZ

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