Reedereigewinne geraten unter Druck

Platzt die Profitabilitätsblase in der Containerschifffahrt? Die Experten der Investmentbank HSBC prognostizieren jedenfalls einen deutlichen Gewinneinbruch in der Seefracht im kommenden Jahr. Die Begründung: Eine nachlassende Nachfrage treffe auf spürbare Kapazitätserweiterungen, was zu sinkenden Spotraten führe.

Die Profite werden 2023 voraussichtlich gut 80 Prozent unter den für dieses Jahr erwarteten Rekordwerten liegen, schreiben die HSBC-Analysten in einer aktuellen Research Note. Zur Erinnerung: Die Linienreeder dürften 2022 kumuliert mehr als 100 Milliarden US-Dollar verdienen, nachdem sie den Beratern von Alphaliner zufolge schon im ersten Quartal des Jahres ein Branchen-EBIT von gut 40 Milliarden Dollar erzielt haben.

HSBC geht nun davon aus, dass die Spotraten wieder auf das Vor-Corona-Niveau fallen, sich die Kontraktraten aber fester zeigen werden. Folglich würden die Linienreeder vermutlich auch nicht – wie vor Corona – in die roten Zahlen geraten.

Raten-Abschwung hat begonnen
Den Bankern zufolge notiert der Shanghai Containerised Freight Index (SCFI) gegenüber dem Vorjahr bereits gut ein Drittel niedriger. Zu erwarten seien weitere Spotraten-Rückgänge von 58 und 37 Prozent in den beiden folgenden Jahren, heißt es.

Hintergrund seien die absehbaren Überkapazitäten. Die Bank kalkuliert mit einem Tonnagezuwachs von jeweils gut 6 Prozent in diesem und im kommenden Jahr und sogar 8 Prozent in 2024. Die Nachfrage werde derweil um 2 Prozent in 2022 und um 3 Prozent in 2023 sinken. Erst für 2024 stellen die Analysten wieder einen Zuwachs (2,5 Prozent) in Aussicht.

Konsum trübt sich ein
Dies deckt sich mit den am Freitag im Rahmen der Halbjahresbilanz veröffentlichten Einschätzungen von CMA CGM. Demnach hat der insbesondere aus den steigenden Energiekosten resultierende inflationäre Druck schon in den vergangenen Wochen den Konsum beeinträchtigt und die Containertransportnachfrage abgeschwächt.

CMA CGM transportierte im zweiten Quartal mit 5,62 Millionen TEU schon etwas weniger als im Vorjahreszeitraum. Dazu hätten aber auch die anhaltenden Engpässe in den Häfen beigetragen, so der Carrier.

Der Schwerpunkt der Staus hat sich dabei den Experten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft zufolge von Fernost nach Nordeuropa verlagert. Nirgends sei derzeit mehr Frachtkapazität gebunden als in der Nordsee (2,2 Prozent). Zum Vergleich: Vor Shanghai und der angrenzenden Provinz Zheijang sind es noch 1,9 Prozent, nachdem es Anfang Juli noch 3,6 Prozent waren.

Quelle:
DVZ

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