Euro VII soll Lkw noch sauberer machen

Lkw, Busse, Pkw und Lieferwagen sollen künftig noch weniger Luftschadstoffe ausstoßen. Die EU-Kommission bereitet eine neue Abgasnorm Euro7/VII vor, der spätestens ab Anfang 2030 alle neu in der EU zugelassenen und verkauften Fahrzeuge entsprechen müssen. Ab welchem Jahr genau die neuen Grenzwerte gelten sollen, ist in einem Entwurf der Verordnung, in den die DVZ Einblick hatte, noch offen. Ebenso ist unklar, wie stark die aktuell geltenden Grenzwerte der Norm Euro 6/VI abgesenkt werden. Alle konkreten Werte fehlen noch. Beobachter in Brüssel erwarten, dass sie erst kurz vor der Sitzung des Kommissionskollegiums am 9. November festgelegt werden, nach der die geplante Verordnung präsentiert werden soll.

Die neue Norm soll für alle Fahrzeugklassen von Pkw bis zu schweren Lkw gelten. Im Bereich der Lkw sind alle zur Güterbeförderung zugelassenen Fahrzeuge eingeschlossen (Klassen N1 bis N3), zusätzlich auch Anhänger über 3,5 Tonnen Gewicht (Klassen O3 und O4). Obwohl die konkreten Schadstoffgrenzwerte fehlen, hat die Kommission schon einmal berechnet, wie stark Euro VII den Preis von Neufahrzeugen nach oben treiben wird: Ein Lkw oder Bus mit Verbrennungsmotor soll demnach um 2.681 Euro teurer werden. Damit wäre er immer noch deutlich billiger als ein E-Lkw.

Kfz-Hersteller und Verbände des Transportgewerbes betonen, dass sie alle Bemühungen um eine bessere Luftqualität begrüßen. Sie sehen die Kommissionspläne dennoch skeptisch. Studien zufolge würde eine Flottenerneuerung mit Euro-6/VI-Fahrzeugen gemeinsam mit der Einführung von Elektrofahrzeugen die Stickoxidbelastung durch den Straßenverkehr bis 2035 um 80 Prozent gegenüber 2020 verringern, sagte eine Sprecherin des europäischen Kfz-Herstellerverbandes ACEA auf DVZ-Anfrage.

Die strengsten Grenzwertversionen einer Euro-7/VII-Norm würden eine weitere Verminderung bei Lkw um 2 Prozent und bei Pkw und Vans um weniger als 5 Prozent bringen. Die Automobilindustrie fordere mit Blick auf die „großen Herausforderungen, künftige CO2-Grenzwerte einzuhalten“, einen Ansatz, der in einem guten Kosten-Nutzen-Verhältnis stehe. „Fahrzeughersteller arbeiten mit voller Kraft auf das Ziel der Kohlenstoffneutralität hin. Es wäre kontraproduktiv, die Investitionen dafür zu vermindern“, sagte die ACEA-Sprecherin.

So sieht das auch der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). „Es stellt sich die Frage, wie sinnvoll es ist, bestehende Motoren hinsichtlich der Schadstoffwerte zu verbessern, während sich die Entwicklung von alternativen Antrieben im Hochlauf befindet“, sagte Dirk Saile, Leiter des BGL-Büros in Brüssel. Zudem müsse sichergestellt werden, dass mit der neuen Norm der CO2-Ausstoß gegenüber Euro-VI-Fahrzeugen nicht erhöht wird. Für den BGL komme darüber hinaus der Frage der Umweltverträglichkeit in Verbindung mit einer Gesamtkostenrechnung eine besondere Bedeutung zu.

Die EU-Kommission argumentiert, dass sich „kurz- und mittelfristig“ ohne weitere Verschärfung der Luftschadstoffgrenzwerte im Straßenverkehr kein „niedriges Niveau“ der Luftverschmutzung erreichen lasse. Die Euro-7-Norm sei zudem wichtig, weil Lkw mit Verbrennungsmotor als Gebrauchtfahrzeuge noch lange unterwegs seien und weil die Feinstaubbelastung durch Reifen- und Bremsenabrieb weiter ein Problem bleibe. Die neue Norm verbessere auch die globale Wettbewerbsfähigkeit europäischer Kfz-Hersteller.

Quelle:
DVZ

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