Containerschifffahrt: Staus lassen deutlich nach

Erstmals seit mehr als eineinhalb Jahren sinkt der Anteil der weltweit verschifften Waren, die im Stau feststecken, auf unter 10 Prozent. Das geht aus Schiffsbewegungsdaten hervor, die das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) regelmäßig auswertet. Den Forschern zufolge befinden sich noch 9 Prozent aller weltweit verschifften Güter im Stau. Etwas geringer (8,7 Prozent) war der Wert zuletzt Ende 2020, unter 10 Prozent war der Anteil das letzte Mal im Januar 2021.

Die Berechnungen zeigen mehr und mehr, dass sich die Staus in der Containerschifffahrt zurückbilden. Das gilt zum Beispiel für das Gebiet der Nordsee vor den Häfen der Niederlande, Belgiens, Deutschlands und Großbritanniens. Dort waren Anfang Oktober noch 2,1 Prozent der globalen Frachtkapazität von Containerschiffen durch Staus gebunden. Stand 17. November waren es noch 1,45 Prozent. Solch einen Wert gab es zuletzt Mitte Ende März. Es sei gelungen, den Schiffsstau in der Deutschen Bucht deutlich abzubauen, hatte Angela Titzrath, die Vorstandschefin des Hamburger Hafenlogistikers HHLA, vorige Woche bei der Vorlage der Finanzkennzahlen mitgeteilt.

Beschränkungen in Peking und Guangzhou
Sorge bereitet derzeit allerdings die Corona-Lage in China. Vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen hatte das Land am Sonntag den ersten Corona-Toten seit gut einem halben Jahr gemeldet. Der 87-jährige Mann aus Peking ist nach Angaben der Gesundheitskommission der erste seit Ende Mai, der nach einer Infektion mit dem Virus gestorben ist. Damals war es in Shanghai zu einem größeren Ausbruch gekommen, der in der Folge auch die globalen Lieferketten belastete. Der Lockdown hatte zu einem Einbruch bei den Ausfuhren geführt.

Mit Peking und der südchinesischen Wirtschafts- und Hafenmetropole Guangzhou haben am Montag zwei der größten Städte des Landes weitere Einschränkungen angekündigt. Die Maßnahmen sollten zunächst bis Freitag andauern. Peking meldete am Montag mehr als 600 neue Infektionen. In Guangzhou, der seit Wochen am schwersten betroffenen Stadt des Landes, kamen rund 9.000 Corona-Fälle hinzu. Landesweit wurden etwa 27.000 Infektionen gemeldet.

Positive Exportwerte
Die Stausituation vor Shanghai und der angrenzenden Provinz Zheijang sowie vor Hongkong und Guangdong (Häfen Hongkong, Yantian, Shenzhen und Guangzhou) hatte sich zuletzt eher entspannt. In dem Seegebiet Hongkong und Guangdong waren den IfW-Daten zufolge Schiffe mit 0,68 Prozent der globalen Frachtkapazität gebunden. Damit ist wieder ein minimaler Anstieg zu verzeichnen. Noch lässt sich aus den Daten also noch keine klare Zuspitzung der Lage ablesen.

Ein am IfW programmierter Algorithmus wertet die Schiffsbewegungen aus und übersetzt sie in Handelsdaten. Dieser sogenannte Kiel Trade Indicator schätzt die Im- und Exporte von 75 Ländern und Regionen weltweit sowie des Welthandels insgesamt. Laut jüngstem Datenupdate bewegt sich der Welthandel preis- und saisonbereinigt derzeit tendenziell seitwärts. Das jüngste Update zeigt vor allem für den Export wichtiger Volkswirtschaften positive Werte. Sowohl die EU, Deutschland, die USA und China dürften ihre Ausfuhren im November steigern, so dass sich für den Welthandel insgesamt sogar ein leichtes Plus von 0,5 Prozent zum Vormonat ergeben könnte.

„Die Zahlen sind ein positives Zeichen in einer Phase weltweiter Rezessionsängste“, kommentiert IfW-Ökonom Vincent Stamer die Daten. „Im Vergleich zu den tendenziell stagnierenden Handelszahlen der vergangenen Monate ist nun ein Trend nach oben erkennbar“, fügt der Leiter des Frühindikators hinzu und weiter: „Die wieder freieren Transportwege dürften die Lieferengpässe entschärfen und Unternehmen die Möglichkeit geben, ihren Auftragsbestand vermehrt abzuarbeiten.“

Quelle:
DVZ

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