Maersk sieht Containerschifffahrt am Wendepunkt

Die Zeit immer größerer Container-Riesen ist vorbei, ist Maersk-Chef Søren Skou überzeugt – auch weil die Nachfrage nachlasse und die schon jetzt 400 Meter langen Schiffe nicht mehr wirtschaftlich wären. Die Frachtraten sieht der Manager weiter rückläufig.

Die Containerschifffahrt stößt nach Ansicht der dänischen Großreederei Maersk an ihre Grenzen. Sowohl was die Größe der Schiffe als auch was die Frachtpreise angehe, sei ein Wendepunkt erreicht, sagte Konzernchef Søren Skou (58) am Montagabend im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Mit 20.000, 22.000 und mehr Standardcontainern (TEU) sei eine Dimension erreicht, ab der sich die Frage der Wirtschaftlichkeit stelle, zumal der Welthandel nicht mehr so stark wachse.

„Die Schiffe werden nicht größer werden,“ prognostizierte Skou. Maersk ist die weltweit zweitgrößte Containerreederei nach MSC aus der Schweiz. Man könnte zwar auch Frachter für 30.000 TEU bauen. Dann seien zwar die Stückkosten niedriger. „Aber wie will man die Schiffe füllen“, fragte Skou. Solche Riesenschiffe müssten mehr Zwischenstopps in Asien einlegen, um Ladung aufzunehmen. Dadurch verlängere sich die Fahrzeit. Containerschiffe brauchen je nach Geschwindigkeit jetzt schon mehrere Wochen von Asien nach Europa.

Der Maersk-Chef verglich die Schifffahrt mit der Luftfahrt. Man könne zwar ein Flugzeug für 1000 Passagiere bauen. „Wir alle wissen, wenn Sie nicht jeden Tag nach New York fliegen, rentiert sich das nicht.“ Das Gleiche gelte für Containerschiffe. „Wir brauchen eine bestimmte Frequenz.“

Mit Blick auf die Frachtraten, die die Reedereien für den Transport der Container kassieren, sagte Skou, er rechne mit einem weiteren Rückgang. Auf die Frage, wie schnell dies gehen werde, antwortete er: „Superschnell. Schneller als mir lieb ist.“

Die Containerlinien haben in den vergangenen Jahren massiv von den gestiegenen Frachtpreisen profitiert, die Gewinne sind explodiert. Dabei fließen die Gewinne zu einem erheblichen Teil an die Aktionäre. Für das Jahr 2021 schüttete Hapag-Lloyd rund 6,2 Milliarden Euro Dividende aus – bei einem rund drei Milliarden Euro höheren Vorsteuergewinn. Einen Teil investieren die Reedereien auch in die Expansion.

Hapag-Lloyd gab kürzlich für die ersten neun Monate dieses Jahres einen Konzerngewinn von 13,8 Milliarden Euro an – und damit deutlich mehr, als das Unternehmen im Ausnahmejahr 2021 als Reingewinn verbucht hatte. Zu den Rekordgewinnen der Reedereien trägt auch bei, dass sie kaum Steuern zahlen. Hapag-Lloyd wies für die ersten drei Quartale lediglich eine Ertragssteuerlast von 77 Millionen Euro aus. Möglich ist das wegen der Tonnagesteuer – einer Methode zur Gewinnermittlung, die vor mehr als 20 Jahren zur Unterstützung des Schifffahrtsstandortes Deutschland eingeführte wurde. Dabei wird anstelle des tatsächlichen Gewinns ein fiktiver Gewinn pauschal nach der Größe der Schiffe ermittelt. Der ist in der Regel deutlich geringer als der tatsächliche Gewinn.

Wenn Reederei-Chefs nun also vor einem Rückgang der Frachtraten und rückläufigen Containernachfrage warnen, der ihre Gewinne drücken dürfte, ist das ein Klagen auf allerhöchsten Niveau in einer ohnehin steuerlich exponierten Position.

So prognostizierte kürzlich Maersk, dass die weltweite Containernachfrage angesichts eines schwächeren Welthandels in diesem Jahr um 2 bis 4 Prozent sinken werde. Zuvor hatte Maersk sowohl einen Rückgang um 1 Prozent als auch einen Zuwachs um 1 Prozent in Aussicht gestellt. „Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass wir uns entweder in einer Rezession befinden oder bald in einer Rezession sein werden, sicherlich in Europa, aber möglicherweise auch in den USA“, sagte Skou in einem Interview mit Bloomberg TV

Quelle:
Manager Magazin

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