IRU: 2026 könnten in Europa über 2 Millionen Fahrer fehlen

Eine deutlich wachsende Nachfrage nach Lkw-Fahrern und das ansteigende Durchschnittsalter der derzeitigen Fahrer verschärfen das Problem des Fahrermangels in Europa weiter. Zu diesem Ergebnis kommt der Weltverband des Straßentransportgewerbes IRU in einem neuen Bericht. Demnach fehlen in Europa derzeit zwischen 380.000 und 425.000 Lkw-Fahrer. Analysiert wurde die Lage in Deutschland, Frankreich, Spanien, Polen, Rumänien und Dänemark. Diese Länder stellen laut IRU zwei Drittel aller europäischen Straßengüterverkehrsunternehmen.

In Deutschland seien im September zwischen 57.000 und 80.000 Fahrerstellen unbesetzt gewesen, was 9 Prozent der Stellen entspreche. Europaweit seien im September 14 Prozent der Stellen offengeblieben, schätzt die IRU. Das Durchschnittsalter der Fahrer steige immer weiter. Bis 2026 würden in den untersuchten Ländern 30 Prozent von ihnen in Rente gehen, die Rate der Neueinsteiger liege aber vier- bis siebenmal niedriger. Gleichzeitig würden immer mehr Fahrer gesucht. Die Nachfrage sei zwischen Januar und September 2022 in den sechs Ländern um 44 Prozent gestiegen, monatlich wurden rund 6.000 weitere Gesuche gezählt.

In Deutschland könnten 47 Prozent der Stellen unbesetzt bleiben
Angesichts dieses Trends könnten in Europa 2026 über 2 Millionen Berufskraftfahrer fehlen. Für Deutschland sagt die IRU 318.490 unbesetzte Stellen voraus, was 47 Prozent der verfügbaren Stellen für Lkw-Fahrer entspreche. „Der Fahrermangel in Europa nimmt rapide zu. Das stellt eine große Gefahr für den Kontinent dar, wenn nichts getan wird“, sagte IRU-Generalsekretär Umberto de Pretto. 75 Prozent aller Güter in Europa werde per Lkw transportiert. Bei verderblichen, sehr wertvollen und medizinischen Produkten seien es sogar 85 Prozent.

Die Bezahlung ist laut IRU nicht der alleinige Grund für den Mangel. Die Gehälter in den untersuchten Ländern lägen bis zu fünfmal höher als die durchschnittlichen Mindestlöhne. Der Berufszugang sei aber zu schwierig, vor allem für junge Leute, die Arbeitsbedingungen mit häufig langer Abwesenheit von zu Hause seien nicht attraktiv genug und um mehr Frauen anzuziehen, müsse auch deutlich mehr für die Sicherheit auf Lkw-Parkplätzen getan werden, schreibt der Verband.

EU soll Mindestalter auf 18 Jahre senken
In ihrem Bericht listet die IRU mögliche Verbesserungen auf. Dazu gehört etwa, das Mindestalter für Lkw-Fahrer auf 18 Jahre zu senken. Dafür müsste die EU-Führerscheinrichtlinie überarbeitet werden. Die Ausbildung solle bereits mit 17 Jahren beginnen. In fünf EU-Staaten gilt laut IRU noch ein Mindestalter von 21 Jahren.

Die Ausbildung sollte stärker subventioniert werden, meint der Verband. Im Durchschnitt koste es in den untersuchten Ländern 2.610 Euro, einen Lkw-Führerschein zu machen. In Frankreich lägen die Kosten mit 5.300 Euro über dreimal höher als der durchschnittliche Mindest-Monatslohn. Zudem drängt die IRU auf den Bau von mehr und sicheren Lkw-Parkplätzen in Europa sowie auf eine bessere Ausstattung von Rastplätzen, etwa mit sanitären Einrichtungen.

Quelle:
DVZ

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