In den bremischen Häfen bricht Kurzarbeit an

Der Arbeitskräftebedarf in den bremischen Häfen ist aufgrund des Einbruchs der Umschlagmengen deutlich geschrumpft. Betroffen davon ist als erster der Gesamthafenbetrieb im Lande Bremen (GHBG), der 1.050 Menschen beschäftigt. Die Firma, die anderen Umschlag- und Stauereibetrieben Mitarbeiter zur Abdeckung von Auftragsspitzen zur Verfügung stellt, hat jetzt Kurzarbeit anmelden müssen. Sie gilt rückwirkend ab 12. April bis Jahresende. Eine dafür gemäß Tarifvertrag erforderliche Vereinbarung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat wurde am Mittwoch unterzeichnet, wie GHBG-Geschäftsführer Marcus Bergmann der DVZ bestätigt.

Betroffen sind 623 Mitarbeiter im Geschäftsfeld Container (432) und konventioneller Umschlag (191) – nicht aber der Automobilbereich. Im Segment Container seien 60 bis 70 Prozent des Arbeitsvolumens weggebrochen, weil der Boxenumschlag in Bremerhaven in den ersten drei Monaten um 20 Prozent einbrach. Entsprechend geringer ist der Personalbedarf beim Hauptkunden vor Ort, dem Terminalbetreiber Eurogate. Im konventionellen Umschlag konzentrieren sich die Einbußen laut Bergmann auf die Häfen in Bremen-Stadt. Hier seien es vor allem die rückläufigen Stahl- und Holzmengen, die zu Lasten der Beschäftigung gingen. Das Auftragsvolumen sei um rund ein Drittel gesunken.

„Ernsthafte Situation“
„Von unseren Kunden hören wir, dass sich der konventionelle Umschlag im Laufe der zweiten Jahreshälfte und der Containerumschlag zum Ende des Jahres erholen sollen“, berichtet Bergmann. Für den GHBG – eine Tochtergesellschaft des Unternehmensverbands Bremische Häfen (UBH) – sei es finanziell eine „ernsthafte Situation“, weil es an die Rücklagen gehe – trotz Kurzarbeit. „Das ist nur eine Linderung, keine Lösung unserer Nöte. Die Abströme aus der Garantielohnkasse sind größer als die Zuströme“, sagt Bergmann weiter.

In der Hafenwirtschaft macht sich unterdessen die Sorge breit, dass die erhoffte Erholung der Ladungsmengen geringer als erwartet ausfallen könnte, wenn die Reedereien nicht endlich Klarheit in puncto Außenweseranpassung bekommen. Das Planungsverfahren für das Projekt wird derzeit vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Weser-Jade-Nordsee vorbereitet. Mit dem Beginn des Verfahrens sei nicht vor 2024 zu rechnen, sagte der Vorsitzende des Wirtschaftsverbands Weser, Uwe Beckmeyer, diese Woche auf einer Veranstaltung der Bremischen Hafen- und Logistik-Vertretung (BHV). Bis die Fahrrinne ausgebaggert wird, dürften noch weitere Jahre vergehen. „Wenn wir 2027 damit fertig sind, wäre ich sehr froh“, sagte der frühere parlamentarische Staatssekretär und Ex-Hafensenator.

„Dann haben wir ein Problem“
Ziel der Außenweseranpassung ist es, eine tideunabhängige Erreichbarkeit Bremerhavens für Großcontainerschiffe mit einer Abladetiefe von13,50 Metern zu gewährleisten. Für den Hafen sei es eine riesige Chance, aber auch ein großes Risiko, falls die Maßnahme nicht umgesetzt würde. Jeder Megafrachter mit mehr als 20.000 TEU Kapazität lädt und löscht laut Beckmeyer pro Anlauf an der Außenweser rund 9.000 TEU – macht bei wöchentlichen Anläufen auf das Jahr hochgerechnet 450.000 TEU Umschlagvolumen. „Wenn wir diese Schiffe nicht bekommen, dann haben wir ein Problem“, warnte Beckmeyer.

Damit das Planungsverfahren zügig zum Erfolg gebracht werden kann, müssten Bremen und Niedersachsen an einem Strang ziehen. Dabei sieht Beckmeyer vor allem die Bremer Seite unter Zugzwang. Sie müsse zusätzlich die von Niedersachsen geforderte Vertiefung der Unterweser (Nord) bis Brake unterstützen, um ihrerseits Rückendeckung für die Außenwasseranpassung zu erhalten. „Sonst wird Niedersachsen nicht mitmachen.“ Bei dieser zweiten, ebenfalls vom WSA vorbereiteten Maßnahme geht es um die tideabhängige Erreichbarkeit Brakes für Frachter mit bis zu 12,80 Metern Tiefgang. Zu seinem Bekenntnis hierzu konnte sich der rot-grün-rote Senat Bremens aber in der zurückliegenden Legislaturperiode nicht durchringen.

Quelle:
DVZ

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