Niedrigwasser zwingt Schifffahrt zu Einschränkungen auf dem Panamakanal

Weil seit sechs Monaten kaum Regen fällt, fehlt dem Panamakanal Wasser. Die Behörde muss neue Regeln für eine der wichtigsten Abkürzungen der Welt erlassen. Und das hat Folgen für die Schifffahrt.

Normalerweise fahren im Sommer um die 35 Schiffe pro Tag durch den Panamakanal, große Schiffe. Denn in die 2016 fertiggestellten neuen Schleusen passen Frachter, die bis zu 427 Meter lang und 55 Meter breit sind und einen Tiefgang von 18,30 Metern haben. Die Schiffe haben sogar einen eigenen Namen – sie gehören zur Neopanmax-Klasse.

Doch zurzeit würden eben diese Riesen im Kanal stecken bleiben.

Weil es seit sechs Monaten nicht so regnet, wie es in Panama eigentlich regnen soll, kämpft die Panama Canal Authority (ACP) mit Wassermangel. Denn sie muss ja jedes Mal oben im Kanal Wasser nachpumpen, wenn sich die Schleusen unten in Richtung Atlantik oder Pazifik öffnen. Mit jeder Kanalpassage gehen pro Schiff unglaubliche 200 Millionen Liter Wasser verloren, rechnen die Kanalwächter vor. Wenn nicht gerade Dürre herrscht, hält der Gatúnsee genügend Wasser vor, um die Verluste auszugleichen. Aber während der anhaltenden Trockenheit bleibt der ACP nun nichts anderes übrig, als den Wasserstand im Kanal zu reduzieren und weniger Schiffe auf die Strecke zu lassen.

Weniger Wasser im Kanal heißt für die Riesen also: weniger Ladung. Maximal 13,41 Meter Wassertiefe garantiert die ACP jetzt noch. Außerdem dürfen nur noch 32 Frachter pro Tag auf die Strecke, was zu längeren Wartezeiten vor den Einfahrten in den Kanal führen dürfte.

Die Einschränkungen gelten erst mal bis auf Weiteres. Bis es wieder genug Regen gibt. Eine solche Lage, sagt die Behörde, habe es in der Geschichte des Kanals noch nicht gegeben. Man sei schon dabei, sich auf die langfristigen Veränderungen einzustellen, die der Klimawandel auch in Panama bringen werde.

Für die Schifffahrt sind das schlechte Nachrichten: Etwa fünf bis sechs Prozent des weltweiten Seefrachtverkehrs laufen über das im Jahr 1914 eröffnete Bauwerk. Die Schiffe werden über mehrere Schleusen in teils bergigem Gebiet in bis zu 25 Meter Höhe über den Meeresspiegel gehoben. Bei 14.239 Schiffspassagen wurden im vergangenen Jahr fast 300 Millionen Tonnen an Gütern über die Wasserstraße transportiert.

Der rund 80 Kilometer lange Kanal ist damit eine der wichtigsten Abkürzungen der Welt. Er verkürzt eine Schiffspassage von New York nach San Francisco um viele Tausend Seemeilen – und spart an die drei Wochen Fahrtzeit.

Quelle:
Spiegel

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