Hapag-Lloyd droht mit noch größerem Ladungsverlust für Hamburg

Rolf Habben Jansen erhöht im Ringen um eine mögliche Beteiligung der Reederei MSC an dem Terminalbetreiber HHLA den Druck auf die Stadt Hamburg. So weist der Vorstandsvorsitzende von Hapag-Lloyd gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ darauf hin, dass im Fall eines Einstiegs von MSC bei der HHLA nicht nur Hapag-Lloyd selbst Ladung abziehen könnte, sondern zusätzlich auch die Allianzpartner Ocean Network Express (ONE), HMM und Yang Ming.

„Wir schaffen pro Jahr 2,1 Millionen Container hierher. Im ersten Halbjahr hatten wir ein Allzeithoch von 26 Prozent an der Gesamtladung im Hamburger Hafen – dazu kommt noch die Ladung unserer Partner. Ob das so bleibt? Wir werden sehen“, sagte Habben Jansen.

Bislang hatte Hapag-Lloyd im Fall eines MSC-Einstiegs bei der HHLA nur einen möglichen Teilabzug der von dem deutschen Carrier selbst nach Hamburg transportierten Container in Aussicht gestellt.

Hamburg könnte mehr als 1 Million TEU verlieren
Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters hatte Habben Jansen durchblicken lassen, dass Hapag-Lloyd nur noch 70 oder 80 Prozent der für Zentraleuropa bestimmten und bislang über Hamburg verschifften Ladung im Hafen Hamburg umschlagen lassen könnte. Dies würde auf Basis der jüngsten Zahlen einen Verlust zwischen 420.000 und 630.000 TEU für den Hafen Hamburg bedeuten.

Diese potenziell für den Hafen Hamburg bedrohten Ladungsmengen könnten sich in etwa verdoppeln durch den von Habben Jansen nun zusätzlich ins Spiel gebrachten Abzug von Containern der Allianzpartner.

Denn auf die Containerreedereien des Schifffahrtsverbunds The Alliance, an der neben Hapag-Lloyd auch die koreanische Reederei HMM sowie Yang Ming aus Taiwan beteiligt sind, entfällt insgesamt rund die Hälfte des gesamten Containerumschlags im Hafen Hamburg.

Hapag-Lloyd wollte HHLA selbst übernehmen
Des Weiteren gibt Habben Jansen Einblick in die Vorgeschichte des in der vergangenen Woche bekannt gewordenen möglichen Einstiegs von MSC bei der HHLA. So hatte Habben Jansen im Rahmen von eigenen Verhandlungen mit der Stadt Hamburg um einen Einstieg von Hapag-Lloyd bei der HHLA einen Alternativplan vorgeschlagen.

„Wir hätten gern mit der HHLA ein starkes, maritimes Cluster gebaut. Auf diesem Weg hätten man für den Hamburger Hafen insgesamt 4 Millionen Container gesichert, die wir zusammen mit unseren Partnern nach Hamburg gebracht hätten. Und die HHLA wäre der weltweite Nukleus für das Terminalgeschäft von Hapag-Lloyd gewesen.“

Auch einen Namen für die neue Gesellschaft habe es mit der Bezeichnung Hamburg Ports bereits gegeben, so Habben Jansen. Hapag-Lloyd habe dafür die Mehrheit an der HHLA halten wollen.

Der Finanzsenator der Hansestadt entgegnete auf X (ehemals Twitter): „Ehe jetzt Legendenbildung zu den vorherigen Gesprächen einsetzt: Hapag-Lloyd hat leider die städtische Mehrheit bei der HHLA nicht akzeptiert […].“

Kein Gegenangebot von Hapag-Lloyd
Habben Jansen lässt auch wissen, warum er so von der Ankündigung des MSC-Einstiegs bei der HHLA überrascht wurde. „Wir haben über eine längere Zeit mit der Stadt darüber geredet. Die letzten Gespräche waren Anfang des Jahres und sind auch nie offiziell abgebrochen worden. Deshalb war ich über den MSC-Deal so verwundert.“

Der Vorstandsvorsitzende von Hapag-Lloyd glaubt indes nicht, dass der mögliche Einstieg von MSC durch die von Klaus-Michael Kühne und Thomas Eckelmann erwogenen Gegenangebote verhindert werden könne. Ebenso schließt er ein eigenes Angebot von Hapag-Lloyd selbst aus.

„Der Deal mit MSC ist aus meiner Sicht durch. Es wäre nicht zielführend, da jetzt ein Gegenangebot zu machen.“ Die Stadt habe als Mehrheitsaktionärin ihre Entscheidung getroffen. „Ob das auf Dauer im Interesse von Hamburg ist, darüber kann man geteilter Meinung sein. Ich hätte die Entscheidung nicht so getroffen, aber das spielt keine Rolle.“

Quelle:
DVZ

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