Gotthard-Basistunnel: Erst September 2024 wieder Normalbetrieb

Die Schweizerischen Bundesbahnen gehen davon aus, dass der Gotthard-Basistunnel erst im Laufe des Septembers 2024 wieder vollständig für Personen- und Güterzüge zur Verfügung steht. Die Entgleisung eines Güterzugs im August hat weit größere Schäden verursacht als zunächst angenommen.

Die Reparaturarbeiten im Gotthard-Basistunnel dauern weit länger als ursprünglich erwartet. Die Fahrbahn muss über 7 Kilometer komplett erneuert werden. Die Schadenssumme bezifferte der SBB-CEO Vincent Ducrot heute vor der Presse auf 100 bis 130 Millionen Schweizer Franken. „Davon sind etwa zwei Drittel Materialkosten und ein Drittel entgangene Erträge“, sagte der CEO. Eine Versicherung komme für den Schaden auf. Verantwortlich ist laut geltendem Recht das Unternehmen, das die Lok und den Lokführer gestellt hat. Das war laut Ducrot die SBB Cargo. Allerdings werde geprüft, ob gegen den Besitzer des Waggons, dessen Rad gebrochen ist, was ursächlich für das Unglück war, Regress erhoben wird.

Bauarbeiten unter erschwerten Bedingungen
Täglich sind aktuell 80 Mitarbeitende der SBB und von Drittfirmen unter erschwerten klimatischen Bedingungen im Tunnel im Einsatz. Dort ist es bis zu 40 Grad warm. Durch die Bauarbeiten konnte der Güterverkehr durch die unbeschädigte Oströhre kurz nach dem Unfall wieder aufgenommen werden. Seit Ende September verkehren an den Wochenenden auch wieder einzelne Reisezüge durch den längsten Eisenbahntunnel der Welt.

Die Schäden im Tunnel sind viel gravierender als zunächst angenommen. Nach dem Unfall hieß es zunächst, die betroffene Röhre werde bis zum Frühjahr 2024 wieder zur Verfügung stehen. „Es hat sich als nicht sinnvoll erwiesen, die Fahrbahn nur an den zahlreichen beschädigten Stellen zu reparieren. Das käme einem Flickwerk gleich“, sagte Peter Kummer, Leiter Infrastruktur SBB. Daher müssen auf der 7 Kilometer langen Strecke die Schienen ersetzt werden, ebenso wie über 20.000 Schwellenblöcke und die Betonschicht, in die sie eingegossen sind. Dazu kommen der Ersatz des beschädigten Spurwechseltors, von zwei Schnellfahrweichen sowie von vielen weiteren sicherheits- und betriebsrelevanten Anlagenteilen.

Trassen werden nach Abwägung aller Bedürfnisse verteilt
Für die Verteilung der Trassen durch den Gotthard-Basistunnel während der Reparaturarbeiten befindet sich die SBB mit den Branchenvertretern des Güterverkehrs und den Eisenbahnverkehrsunternehmen des Personenverkehrs sowie der unabhängigen Trassenvergabestelle im Gespräch. Die Absicht der SBB ist, ab dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 die Kapazitäten für den Güterverkehr unter der Woche zu erhöhen, für den Personenverkehr am Wochenende. Von Montag bis Donnerstag werden dem Güterverkehr nach wie vor alle Trassen durch den Gotthard-Basistunnel zur Verfügung stehen. Von Freitag- bis Sonntagabend ist geplant, dass die Güter- und Reisezüge gemischt durch den Tunnel fahren. Das genaue Konzept ist in Arbeit und bedingt die sicherheitstechnische Zulassung des Bundesamts für Verkehr (BAV). Die SBB wollen die genauen Verbindungen Ende November 2023 veröffentlichen.

Quelle:
DVZ

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