Was Thielemann und die Haus Cramer Gruppe mit Boxx Intermodal vorhaben

Die Firmengruppe des Unternehmers beteiligt sich an der Warsteiner-Logistiktochter. Gegenüber der DVZ erläutern Navid Thielemann und Boxx-Geschäftsführer Daniel Küster ihre Expansionspläne.

Die Firmengruppe des Unternehmers Navid Thielemann beteiligt sich an der auf intermodale Transporte spezialisierten Logistiktochter der Warsteiner Brauerei. Für Thielemann ist es der geplante Einstieg in das KV-Segment, welchen er schon früher im Jahr im Gespräch mit der DVZ angedeutet hatte. Für die Haus Cramer Gruppe als bisheriger Alleingesellschafterin eröffnet der Deal die Chance, das Angebot konsequent für Drittkunden zu öffnen. Dabei verfolgen die Parteien vom Start weg ambitionierte Ziele. Denn die Transportmenge soll sich schon im kommenden Jahr verdoppeln, wie Navid Thielemann und Warsteiner-Logistikchef Daniel Küster gegenüber der DVZ unterstreichen.

Konkret erwirbt die Thielemann Group 49 Prozent der Anteile an der Boxx Intermodal Logistics. Diese erwirtschaftet aktuell mit elf Mitarbeitern einen Jahresumsatz im siebenstelligen Eurobereich. Der Deal wurde Ende Oktober unter Dach und Fach gebracht. Über den Kaufpreis haben beide Seiten Stillschweigen vereinbart.

Herzstück ist das firmeneigene KV-Terminal am Brauereistandort in Warstein. Seit etwa eineinhalb Jahrzehnten betreibt diese von dort aus den „Warsteiner-Zug“. Wurde dieser zunächst ausschließlich zum Transport des eigenen Getränkeaufkommens genutzt, kamen irgendwann „opportunistisch“ auch Drittladungen hinzu, wie es Warsteiner-Logistikchef und Boxx-Geschäftsführer Daniel Küster formuliert. 2021 gründete das Familienunternehmen dann Boxx Intermodal Logistics als eigenständige Logistiktochter, um externen Kunden in einem größeren Maße Door-to-Door-Transporte anbieten zu können, wobei der Hauptlauf auf der Schiene erfolgt. „Mit der Thielemann Group als Partner können wir nun gezielt weitere Kundensegmente ansprechen, die Auslastung der Züge erhöhen und neue Strecken und Destinationen in das Angebot aufnehmen“, sagt Küster.

Aktuell werden ihm zufolge jährlich 30.000 TEU im Terminal umgeschlagen und mit den drei bis fünf Mal pro Woche verkehrenden Zügen transportiert. Im kommenden Jahr wollen die Partner das Aufkommen direkt auf 60.000 TEU verdoppeln. „Zudem möchten wir die Abfahrtsfrequenz deutlich erhöhen, um das Angebot so für Kunden attraktiver zu machen“, sagt Thielemann. Angestrebt ist, noch mindestens drei Abfahrten pro Woche hinzuzufügen und schließlich möglichst paarige Verkehre ein- wie ausgehend zu erreichen.

Aktuell fährt Boxx Intermodal von Warstein die Destinationen Hamburg, Berlin, München und Verona in Italien an. In einem nächsten Schritt könnten die beiden anderen deutschen Containerhäfen Bremerhaven und Wilhelmshaven sowie die Westhäfen ins Netz aufgenommen werden. Interesse aus dem Markt an diesen Verbindungen gebe es bereits, berichtet Thielemann.

Auch die hohen Lagergelder in den Seehafenterminals dürften den Partnern in die Karten spielen. Denn der verladenden Wirtschaft sei im aktuellen Marktumfeld sehr daran gelegen, die Logistikkosten zu senken. In Warstein auf dem firmeneigenen Terminal könnten Boxen zu deutlich niedrigeren Preisen gelagert werden, weshalb der Standort als Puffer attraktiv sei. Schon heute werde das Terminal außerdem von CMA CGM, Hapag-Lloyd und MSC als Containerdepot genutzt.

Vor- und Nachlaufgeschäft wird gestärkt
Gemeinsam mit EKB Container Logistik bietet Boxx Intermodal auch die entsprechenden Vor- und Nachlauftransporte auf der Straße an. „EKB hat direkt im Terminal ein Dispositionsbüro für die Region“, sagt Küster. Verstärkt wird das Angebot künftig durch die ebenfalls zum Thielemann-Firmennetzwerk gehörende Recht Logistik Gruppe. Mit 200 Lkw ist sie bereits im Straßengüterverkehr aktiv, „und mit der Anschaffung von 40 Containerchassis steigen wir nun auch in dieses Segment ein“, so Thielemann.

Die zusätzliche Kapazität muss logischerweise durch höhere Nachfrage, das heißt steigende Transportmengen, gerechtfertigt werden. Diese sollen zum einen durch zusätzliche Seefrachtvolumina der Thielemann-Tochter OLS Overseas Logistic Services aus Mönchengladbach und der wiederum an der OLS beteiligten Fr. Meyer’s Sohn aus Hamburg entstehen. Zum anderen haben Thielemann und Küster den starken Mittelstand im Sauerland im Blick.

So listet die IHK Arnsberg Hellweg-Sauerland allein 166 Weltmarktführer in der Region auf. „Viele von diesen häufig in Familienhand befindlichen Unternehmen stehen dem nachhaltigen Zugprodukt von Boxx Intermodal sehr offen gegenüber“, sagt Thielemann. Zudem müssten viele bisher über die KV-Terminals in Duisburg und Düsseldorf verladen, was häufig mit einem vergleichsweise langen Transport auf der Straße verbunden sei. Sie sehen daher konkret in einem Umkreis von 100 Kilometern rund um Warstein großes Potenzial für die Neukundenakquise, was in einem Fall auch schon gelungen ist. „Wir haben einen großen Importeur aus der Region mit einem Jahresvolumen von über 10.000 TEU gewinnen können“, sagt Thielemann. Nur den Namen will er noch nicht verraten.

Terminal-Kapazitäten werden erweitert
Klar ist indes schon, dass Boxx Intermodal auch personell wachsen muss. Im Laufe des kommenden Jahres soll die Mitarbeiterzahl um rund ein Viertel steigen. Zudem wird der Terminal weiter ertüchtigt. „Wir erweitern unsere Verladekapazitäten durch den Bau eines zweiten Containerverladeplatzes, damit dort der bereits vorhandene Reachstacker eingesetzt werden kann.“, sagt Küster. Angedacht sei zudem, Elektroanschlüsse zu legen, um künftig auch temperaturgeführte Container umschlagen und lagern zu können.

Und was folgt anschließend? Küster und Thielemann können sich vorstellen, das Konzept auch auf andere Regionen mit einer schwachen Hinterlandanbindung auszuweiten. „Wir sind in Kontakt mit einigen Verladern, die wie Warsteiner einen Schienenanschluss haben, aber nicht recht wissen, wie sie diesen optimal nutzen können“, sagt Thielemann. „Da kann künftig Boxx Intermodal als Dienstleister und Vorreiter ins Spiel kommen.“

Quelle:
DVZ

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