GDL-Streik! Was Lokführer verdienen und ob ihre Forderungen gerecht sind

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bestreikt bis Freitag den Bahnverkehr. Die Mitglieder klagen über eine hohe Arbeitsbelastung und fordern mehr Geld für weniger Arbeit. Doch was verdienen die Beschäftigten eigentlich bisher und sind die Forderungen gerechtfertigt?

Bis Freitag bestreiken die GDL-Mitglieder den Bahnverkehr in Deutschland. Betroffen ist der Fernverkehr, vereinzelt auch der Nahverkehr und regionale S-Bahnen. Möglicherweise bleibt es nicht dabei, denn die Forderungen der GDL haben es in sich. Und die bisherigen Angebote der Bahn lehnte die Gewerkschaftsführung als „unzureichend“ ab.

Doch wie sehen die Forderungen aus? So fordert die Gewerkschaft eine „allgemeine Lohnerhöhung“ von 555 Euro, eine „deutliche Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um mindestens 324 Euro“, einen steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich für alle Voll- und Teilzeitbeschäftigten in Höhe von 3000 Euro. Auszubildende sollen 1500 Euro erhalten. Außerdem soll die Wochenarbeitszeit für alle auf 35 Stunden gesenkt werden.

Die Bahn ist offenbar bereit, auf die finanziellen Forderungen der GDL einzugehen – zumindest „im Kern“, wie der Konzern mitteilte. Knackpunkt bleibt aber die Arbeitszeitverkürzung. Der Gegenvorschlag der Bahn sieht vor, dass Schichtarbeiter ihre Arbeitszeit verkürzen können. Das hätte allerdings Auswirkungen auf ihr Gehalt. Bisher ist eine Reduzierung von 39 auf 37 Stunden möglich. Der Lohn sinkt dann um 5,7 Prozent. Die Bahn will nun auch die Möglichkeit einräumen, dass Mitarbeiter nur 35 Stunden pro Woche arbeiten können, wenn sie Lohneinbußen in Kauf nehmen.

Was verdient ein Lokomotivführer bei der Bahn?
„Ein Lokführer verdient je nach Berufserfahrung und Einsatz im internationalen Verkehr oder als Ausbilder zwischen 44.500 und 53.400 Euro brutto im Jahr, inklusive Zulagen und Weihnachtsgeld“, heißt es in einem Stellenprofil der Bahn. Umgerechnet entspricht das einem Bruttogehalt von monatlich zwischen 3700 Euro und 4450 Euro. Geht es nach den Wünschen der GDL, würde das Bruttogehalt somit auf monatlich zwischen 4250 Euro und knapp über 5000 Euro steigen.

Doch es gibt wichtige Unterschiede. Denn der Lohn orientiert sich nach Betriebszugehörigkeit, Arbeitsstunden und Art der Tätigkeit. Lokführer können national und international eingesetzt, Meister oder Fachwirte des Bahnbetriebs, Disponenten, Führungskräfte, Ausbilder oder auch Trainer werden. Dadurch werden die Gehälter verschiedenen Tarifgruppen zugeordnet.

Azubis erhalten in der Regel zwischen 1020 Euro und 1230 Euro im Monat, dazu kommt Weihnachtsgeld in Form einer 13. monatlichen Ausbildungsvergütung. In der Funktionsausbildung verdient ein zukünftiger Lokführer rund 2650 Euro im Monat, sowie Zulagen durch Nacht-, Wochenend- oder Feiertagsdienste.

Der Job ist tatsächlich nicht einfach. Viele Lokführer stehen unter Druck. Sie sind nicht nur für die Beförderung der Reisenden zuständig, sondern müssen auch Gefahren und Störungen schnell erkennen. Auch deshalb findet alle drei Jahre eine Eignungsfeststellung durch einen Betriebsarzt statt. Ältere Mitarbeiter müssen sogar jährlich diese Untersuchungen durchführen. Dabei wird die psycho-physische Leistungsfähigkeit festgestellt.

Heute beworben, sofort einen Job?
Möglich. Denn auch bei der Bahn herrscht Fachkräftemangel. In der Regel vergehen ab der Bewerbung nur wenige Tage, ehe eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erfolgt. Azubis erhalten in der Regel nach ihrer Ausbildung direkt eine unbefristete Festanstellung.

Quereinsteiger müssen wiederum zunächst durch die dreijährige Ausbildung. Wer zumindest schon eine technische Berufsausbildung abgeschlossen hat, kann bereits nach einem Jahr über eine sogenannte Funktionsausbildung sofort als Lokomotivführer durchstarten.

Sind die Forderungen der Lokomotivführer gerechtfertigt?
Umgerechnet hat sich der Lohn der Lokomotivführer in den vergangenen Jahren und im Vergleich zu anderen Berufsgruppen nicht besonders stark entwickelt. Im Schnitt liegt das Lohnplus innerhalb der vergangenen zehn Jahren bei gut 20 Prozent, so die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) im Gespräch mit „Welt Online“ . Die Lohnsteigerungen lagen bei den Lokomotivführern unter dem Durchschnitt der Nominallöhne laut Statistischem Bundesamt . Rechnet man die aktuelle Lohnforderung der GDL und die Arbeitszeitverkürzung hinzu, entspricht dies einer Lohnanpassung von rund 50 Prozent, so die Deutsche Bahn.

Wie könnte der Streit zwischen GDL und Bahn enden?
Die GDL möchte anscheinend den Tarifabschluss zwischen der Bahn und der EVG übertreffen. Nach mehreren Streik- und Schlichtungsrunden hat sich die EVG im letzten Jahr mit der Bahn geeinigt. Danach gibt es eine Lohnerhöhung in zwei Stufen (Dezember 2023 und August 2024) und die Zahlung einer steuerfreien Inflationsabgeltung in Höhe von 2850 Euro . Laut eigenen Angaben steigt der Durchschnittslohn um etwas mehr als 440 Euro.

Quelle:
focus.de

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