Stückgutmarkt steht vor Bereinigung

Der verschärfte Wettbewerb wird zu einer Konsolidierung führen. Die Stückgutnetze reagieren auf die angespannte Lage mit Prozessoptimierungen und setzen vermehrt künstliche Intelligenz ein.

Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage wird es im deutschen Stückgutmarkt im laufenden Jahr zu einer weiteren Bereinigung kommen. So rechnen Marktteilnehmer mit einer deutlichen Zunahme an Verkäufen und Insolvenzen, ist der Tenor der aktuellen DVZ-Stückgutumfrage. Dies werde zum einen die Speditionen selbst betreffen, aber auch im Stückgutbereich tätige Transportunternehmer. Als Ursache wird vor allem der verschärfte Wettbewerb genannt; aber auch fehlende Nachfolgeregelungen seien Grund für Verkäufe und Geschäftsaufgaben.

Preiskampf ist entbrannt
Schon seit der zweiten Jahreshälfte 2022 gehen die im Markt befindlichen Mengen zurück. Die Folgen sind auf der einen Seite zunehmende Ausschreibungsaktivitäten der Kunden und die Tendenz, dass frei gewordene Transportkapazitäten über den Preis gefüllt werden. „Einige Marktteilnehmer sind mit sehr aggressiven Preisen unterwegs“, unterstreicht Markus Egerer, Geschäftsführer von 24plus. Ein niedrigerer Preis aber, so erläutert Stephan Opel, Geschäftsführer von NG.Network, führe zu einer schlechteren Wirtschaftlichkeit und könne sich in Qualitätseinbußen niederschlagen.

Jörn Peter Struck, Geschäftsführer von Cargoline, klagt ebenfalls über einen wieder entbrannten Preiskampf. Viele kleine und mittelgroße Firmen stellten sich daher die Frage, wie sie sich wettbewerbsfähig aufstellen könnten. „Je mehr netzwerkfähige Mittelständler verschwinden, desto mächtiger werden die Speditionskonzerne und desto mehr Kapazitäten verschwinden vom Markt – irgendwann auch zulasten der Verlader“, gibt er zu bedenken. Die niedrigen Margen würden zudem verhindern, dass neue Anbieter in den Markt einsteigen.

Letztlich komme es vermehrt zu Insolvenzen, „die wir auch im eigenen Netzwerk beobachten“, stellt Michael Sterk, Geschäftsführer von Palletways Deutschland, fest. „Gerade kleineren und mittelständischen Unternehmen scheint die Puste auszugehen.“ Dies führt er auch darauf zurück, dass „Kunden von Spediteuren insolvent sind und damit Basiskunden entfallen“.

Fuhrunternehmer geben auf
Auch die im Stückgut tätigen Frachtführer leiden unter der Entwicklung. „Es ist eine Tendenz zur Konsolidierung kleinerer und mittlerer Unternehmen zu beobachten“, betont Thomas Vogel, Deutschland-Chef von DHL Freight. Die ständig steigenden Kosten sowie fehlende Nachfolgeregelungen machten sich bemerkbar. „Viele ältere Fuhrunternehmer werden einfach den Geschäftsbetrieb einstellen“, ergänzt Emons-Chef Ralf Wieland.

Die Entwicklung hat Folgen für die Speditions- und damit Netzwerklandschaft. „Große mittelständische Unternehmen werden weiterhin verstärkt versuchen, strategisch sinnvolle Akquisitionen zu tätigen, da dies zu deutlich schnelleren Effekten führt, als selbst in die eigene Infrastruktur zu investieren“, ist Opel sicher. Auch Fusionen würden ein Thema bleiben.

Diese Entwicklung, so ergänzt Francesco De Lauso, Chef des Verbunds CTL, könne für die Speditionskooperationen „eine schmerzhafte Konsolidierung“ bedeuten. Oder es komme unter den Kooperationen zu Verschiebungen, Zusammenarbeit oder Fusionen, auch wenn derzeit noch „nichts in Sicht“ sei, wie er betont. Sein Pendant von Simcargo, Alexander Bauz-Medicke, erwartet ebenfalls eine zunehmende Zusammenarbeit der Kooperationen, „auch unterhalb der hohen Schwelle einer Fusion“.

Mengen gehen deutlich zurück
Die Mengen auf dem deutschen Stückgutmarkt sind im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Die meisten Netze registrierten ein Minus beim Sendungsvolumen von um die 5 Prozent. In der Spitze war es sogar ein Rückgang um 9 und 13 Prozent. Lediglich zwei Netze – Emons und Online Systemlogistik – kamen fast an das Niveau des Jahres 2022 heran.

Quelle:
DVZ

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