Slot-System auf dem Brenner: „Dann muss das Nachtfahrverbot aufgeweicht werden“

Vertreter der Regionen Bayern, Tirol und Südtirol diskutierten bei der Konferenz „Logistik Innovativ“ des LKZ Prien über Lösungen in dem jahrelangen Streit. Ein Slot-System ist dabei der kleinste gemeinsame Nenner. Und doch gibt es noch Vorbehalte.

Ein Slot-System zur Steuerung des Zugangs zur Brennerachse über die Alpen scheint in dem jahrelangen Streit zwischen Deutschland, Österreich und Italien aktuell der realistischste Ansatz, um künftig auf die vor allem in Bayern sehr unbeliebte Blockabfertigung verzichten zu können. So richtig greifbar ist die Lösung aber trotz der weitgehenden Einigkeit der direkt betroffenen Regionen Bayern, Tirol und Südtirol noch nicht. Das wurde auf der Branchenveranstaltung „Logistik Innovativ“ des LKZ Prien deutlich.

„Wir sollten das Slot-System einmal ausprobieren, um im Gegenzug auf die Blockabfertigung möglichst verzichten zu können“, betonte René Zumtobel, Tiroler Landesrat für Verkehr, bei einer Diskussionsrunde zum Thema. Der Bayerische Staatsminister für Verkehr, Christian Bernreiter, knüpft daran allerdings gewisse Erwartungen. Das System müsse sicher und einfach anzuwenden sein sowie eine echte Verbesserung gegenüber dem Status quo bringen, sagte er. „Zudem bitten wir unsere Tiroler Freunde, dann auch an das Nachtfahrverbot ranzugehen.“ Dies müsse zumindest aufgeweicht werden.

Bei den Nutzern der Achse gibt es derweil noch Vorbehalte gegenüber dem Slot-System. „Wir benötigen mehr Informationen bezüglich der konkreten Ausgestaltung“, fordert Sabine Lehmann, Geschäftsführerin des Landesverbands Bayerischer Spediteure. Denn aktuell sei eine echte Verbesserung nicht erkennbar. „Wir befürchten vielmehr, dass das Slot-System einfach nur eine Ausweitung der Blockabfertigung auf das gesamte Jahr bringen würde.“

Für Daniel Alfreider, Landeshauptmann-Stellvertreter und Landesrat für Infrastruktur in Südtirol, ist dabei ohnehin klar, dass das Slot-System nur eine Übergangslösung sein könne, bis der Brennerbasistunnel fertiggestellt ist und damit mehr Kapazitäten auf der Schiene zur Verfügung stehen. „Klar ist, dass in München und Verona etwas passieren muss“, betonte er.

Schiene braucht sichere Finanzierung plus Förderung für die Nutzer
Die Schiene zu stärken, war auch Thema einer Panel-Diskussion am zweiten Konferenztag, und Ingrid Felipe fand dabei klare Worte. Die Basis für die Verlagerung auf die Schiene sei eine verlässliche Infrastruktur, „und die ist im Moment noch nicht gegeben“, sagte die Vorständin für Infrastrukturplanung und -projekte bei DB InfraGo. Insofern sei die nun beginnende Sanierung der großen Transportkorridore bei aller Schmerzhaftigkeit ob der notwendigen Streckensperrungen unumgänglich.

Der Erfolg des Systems Schiene hängt dabei auch stark vom Zugang zur Infrastruktur ab. Und dabei spielt eine in sich konsistente Förderung eine große Rolle. So unterstrich Maximilian Altmann, CEO des gleichnamigen Automobillogistikers und Initiator des Bündnisses „Gütergleise – Jeder-Meter-zählt“, die große Bedeutung von Warte- und Dispositionsgleisen. Ferner sei es wichtig, die Verkehrsträger nicht gegeneinander auszuspielen. So mache es etwa keinen Sinn, den intermodalen Verkehr zu fördern und zugleich die Förderung von E-Lkw zu kürzen, wenn man eigentlich das gesamte System stärken wolle.

Mario Glöckner, der beim Infrastrukturbetreiber Cargobeamer den Terminalausbau verantwortet, zielte wiederum auf die Längerfristigkeit von Förderung ab. Er wünscht sich etwa einen Rahmen, der wie in der Schweiz auf etwa zehn Jahre angelegt ist. Nur so gebe es die notwendige Planungssicherheit.

Quelle:
DVZ

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