ver.di ruft Hafenarbeiter zum Warnstreik auf

Auch in der vierten Verhandlungsrunde konnten sich Gewerkschaft und Hafenbetreiber nicht über Lohnsteigerungen einigen – nun soll für einen Tag gestreikt werden. Die schon jetzt massiven Verzögerungen in den Häfen könnte das noch vergrößern.

Die Gewerkschaft ver.di hat die Arbeiter in einigen deutschen Häfen zum Warnstreik aufgerufen, um ihren Tarifforderungen Nachdruck zu verleihen. Von Donnerstagmorgen an sollen die Beschäftigten, darunter die in den Häfen von Hamburg, Emden, Bremerhaven, Bremen, Brake und Wilhelmshaven, für 24 Stunden die Arbeit niederlegen.

Laufzeit des Tarifvertrags strittig
In der vierten Runde der Tarifverhandlungen hatte der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) ein „finales“ Angebot vorgelegt, das unter anderem höhere Stundenlöhne von bis zu 1,20 Euro pro Stunde mehr für die Hafenarbeiter vorsieht, sowie eine Einmalzahlung von bis zu 1000 Euro. ver.di fordert ebenfalls 1,20 Euro pro Stunde mehr, allerdings bei einer kürzeren Laufzeit des Tarifvertrags von einem Jahr, sowie einem nicht näher bezifferten „tatsächlichen Inflationsausgleich“.

Die Verhandlungsführerin des ZDS, Ulrike Riedel, warf ver.di vor, keine Kompromisse einzugehen. Das Angebot der Häfen läge schon über der Inflation. ver.di solle zusammen mit dem ZDS in ein geordnetes Vermittlungsverfahren gehen, ein Streik sei nicht verhältnismäßig. Ein Tarifabschluss würde für rund 12.000 Beschäftigte in 58 Betrieben in Hamburg, Niedersachsen und Bremen gelten.

ver.di-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth warf dem ZDS vor, sein Angebot aus der vorherigen Verhandlungsrunde wieder verschlechtert zu haben: „Wir hätten einen weiteren Warnstreik gern vermieden, aber das jetzt vorliegende, mehrheitlich verschlechterte Angebot ist für uns nicht annehmbar“, sagte sie. In der dritten Verhandlungsrunde hatten die Hafenarbeiter bereits für einige Stunden die Arbeit niedergelegt, erstmals seit Jahrzehnten.

Schiffe stauen sich in der Nordsee
Wegen der in Folge der Corona-Pandemie aus dem Tritt geratenen Containerschifffahrt warten derzeit in der Nordsee Dutzende Schiffe auf ihre Abfertigung. Nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft stecken dort nun mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität im Stau und können weder be- noch entladen werden.Alleine in der Deutschen Bucht warteten derzeit 15 große Containerschiffe auf ihre Abfertigung in Hamburg oder Bremerhaven – und ein Ende ist nicht in Sicht. Nach dem Ende des Lockdowns am weltgrößten Containerhafen in Shanghai rollt nun eine Welle an Containerfrachtern auf Europa zu. Der Warnstreik könnte die Situation nun weiter verschärfen.

Quelle:
tagesschau.de

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