DP World drängt in Air + Sea

Wie schnell sich die Zeiten ändern können. Noch Anfang 2021 gehörten die Europa-Aktivitäten von Imperial nicht mehr zum Kerngeschäft und sollten verkauft werden. Vorangegangen war eine Neujustierung des südafrikanischen Logistikers mit der Verabschiedung des „Tor zu Afrika“-Konzeptes. Mittlerweile ist Imperial von DP World gekauft worden und die Europa-Aktivitäten sind plötzlich der Nukleus eines künftigen, weltumspannenden See- und Luftfrachtnetzes. Denn der Hafenkonzern will in der internationalen Spedition kräftig expandieren. Das hat Imperial-CEO Mohammed Akoojee, der zugleich COO von DP World Logistics ist, im Gespräch mit der DVZ unterstrichen.

Globales Netz schaffen
Ziel sei es nun, in der internationalen Spedition ein globales Netz aufzubauen. Schließlich brauche DP World dies, um den eigenen Anspruch an sich als weltweit tätiger End-to-End-Supply-Chain-Anbieter erfüllen zu können. Und damit geht es nun auch nicht mehr um Verkäufe von Unternehmensteilen, sondern um eine ambitionierte M&A-Strategie in diesem Bereich.

Die Taschen der arabischen Konzernmutter DP World dürften tief genug sein, um auch Milliarden-Übernahmen zu stemmen. Wenngleich sich Akoojee nicht allzu sehr in die Karten schauen lässt, deutet er an, dass ein sehr großer Zukauf eher unwahrscheinlich ist. Er spricht von kleineren und mittelgroßen Akquisitionen, die helfen sollen, die Marktstellung auf bestimmten besonders wachstumsträchtigen oder strategisch wichtigen Tradelanes zu verbessern.

So nennt er einerseits das große Dreieck Asien-Europa-Nordamerika. Schließlich werden zwischen diesen Regionen die großen Mengen bewegt. Allerdings ist Imperial bisher nur in Europa einigermaßen in der See- und Luftfracht vertreten. Von dort gibt es einige Verbindungen in Richtung China, Türkei und Südafrika. Der Handlungsbedarf ist entsprechend groß, umso mehr wenn Akoojees Ziel erreicht werden soll, in drei bis fünf Jahren einigermaßen zu den Großen aufschließen zu können.

Auf der anderen Seite nennt der Manager aber auch Wachstumsbereiche wie den Intra-Asien-Verkehr oder den Korridor Afrika-Nahost-Indien. Dieser findet sich ebenfalls in entsprechenden Strategiepräsentationen von DP World wieder. Zudem würde dies zu dem Imperial-eigenen Vorhaben passen, den afrikanischen Kontinent international besser anzubinden.

Synergien mit Terminals heben
Auf dem Heimatkontinent hat Imperial derweil in den vergangenen Monaten einige Fortschritte bei der Umsetzung seiner „Tor zu Afrika“-Strategie gemacht. Eigentümer DP World dürfte es freuen, schließlich war die Präsenz auf dem Kontinent laut Akoojee der initiale Auslöser für die Übernahme. „DP World war insbesondere an unseren Aktivitäten in der Logistik und zum Vorbereiten des Marktzugangs in Afrika

Diese Bereiche sollen nun weiter ausgebaut werden. Dabei geht es dem Management vor allem darum, die Hafenstandorte von DP World, neun Anlagen gibt es derzeit in acht afrikanischen Ländern, mit den entsprechenden Hinterlandnetzen zu verbinden und Kunden, die ihre Waren über die Hubs routen, auch logistische Mehrwertdienstleistungen bieten zu können. Nachdem zuletzt durch die Übernahme der J&J Group die nördlich von Südafrika gelegenen Länder erschlossen und ferner die Präsenz in Westafrika erhöht wurde, werde nun perspektivisch auch der Nordteil des Kontinents in den Blick genommen.

Kontraktlogistik feintunen
Damit dürften sich dann auch Anknüpfungspunkte an das Europa-Geschäft ergeben. „Die Aktivitäten von Imperial in Europa würden durch eine stärkere internationale Anbindung erheblich an Attraktivität gewinnen“, ist Akoojee überzeugt. Schließlich ist Imperial dort vor allem in der Kontraktlogistik für Automotive-Kunden schon eine Hausnummer. Gemeinsam mit den ebenfalls kürzlich von DP World erworbenen Aktivitäten des US-Anbieters Syncreon, der vor allem im Hightech-Segment stark ist, ergäben sich dort interessante Möglichkeiten, unterstreicht der CEO. „Denn die beiden Unternehmen ergänzen sich prinzipiell sehr gut. Nur an einigen wenigen Stellen gibt es Überlappungen, die wir bereinigen müssen. Zudem gilt es, nun die Synergien zu heben.“

Solche Maßnahmen sollen dazu führen, dass die Sparte International Logistics auch bei der Profitabilität weiter zulegt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr gelang zwar schon eine Steigerung der operativen Marge von 0,3 auf 2,6 Prozent. Verglichen mit den Bereichen Market Access (5,3 Prozent), in dem Imperial großen Unternehmen beim Markteintritt in Afrika hilft, sowie den Logistikaktivitäten auf dem Kontinent (6,2 Prozent) nimmt sich dies aber noch recht bescheiden aus. 3 bis 4 Prozent sollten es künftig in der internationalen Logistik von Imperial schon sein, gibt Akoojee als Ziel aus.

Höherwertige Services skalieren
Ferner hofft er auf eine Art Export von in Afrika etablierten, anspruchsvolleren Dienstleistungen in andere Weltregionen. So hat Imperial einerseits eine eigene Einheit gegründet, welche die Funktion eines Lead Logistics Providers beispielsweise für große Einzelhändler übernimmt. Dafür hat Imperial immerhin rund 50 Millionen US-Dollar investiert, um entsprechende Innovationen zu fördern. Und andererseits kann sich Akoojee gut vorstellen, dass das in Afrika so erfolgreiche Market-Access-Angebot auch andernorts auf Interesse stößt. Dabei denkt er beispielsweise an Osteuropa, Südamerika oder auch Emerging Markets in Asien.

Quelle:
DVZ

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