Lkw-Fahrer gesucht! Diese Studie offenbart die Brisanz des Problems

Logistiker suchen verzweifelt Fahrer und Fahrerinnen. Wissenschaftler vermuten, dass der Personalmangel in der Fahrerkabine größer ist, als in der Pflege. Eine Folge: Die Löhne für die Trucker könnten endlich steigen.

Unternehmen hängen Banner an ihre Logistikhallen, werben auf ihren Lastwagenplanen, schalten unermüdlich Anzeigen im Internet. Es bringt wenig. Kaum Lkw-Fahrer und Fahrerinnen melden sich zurück – viele Jobs sind unbesetzt.

Eine aktuelle Studie verdeutlicht jetzt die Brisanz: Im vergangenen Jahr blieben etwa 36.000 Stellen offen, meldet ein Forschungskonsortium, das aus Professoren der Hochschule für Angewandte Wissenschaft in Würzburg, der Technischen Universität Dresden und der Universität St. Gallen sowie 16 Logistikunternehmen besteht. Das Problem vergrößert sich ständig: „Es scheiden mehr Personen aus dem Beruf aus, als nachkommen“, sagt Thorsten Schmidt von der TU Dresden, einer der Hauptstudienautoren. Und das Durchschnittsalter der Lkw-Fahrer und -Fahrerinnen in Deutschland ist hoch. Jedes Jahr gehen mehr Fahrer in Rente, als neue in den Beruf einsteigen. Dadurch vergrößere sich die Lücke pro Jahr um 20.000 Stelle, schätzen die Wissenschaftler. Demnach fehlen aktuell 56.000 Fachkräfte.

Damit könnte die Branche rund zehn Prozent Fahrer und Fahrerinnen zusätzlich beschäftigen. Laut Daten der Bundesagentur für Arbeit sind aktuell in Deutschland 565.000 Lastwagenfahrer sozialversicherungspflichtig beschäftigt.

Bei den nun veröffentlichten Zahlen handelt es sich um vorläufige Ergebnisse der langfristig angelegten Untersuchung. Zur Berechnung haben die Wissenschaftler ein eigenes Modell entwickelt, was nicht nur die bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Stellen einbezieht, sondern auch Umfragen bei 16 Großversendern und Logistikern. Denn nicht alle unbesetzten Stellen melden die Unternehmen an die Bundesagentur für Arbeit – laut der Erhebung veröffentlichen die Firmen dort nur etwa 36 Prozent der Jobangebote. Die Forscher haben den tatsächlichen Engpass daher hochgerechnet.

Brummifahrer knapper als Pflegepersonal?
Der Personalengpass ist damit größer als in der Pflege, vermutet das Forschungskonsortium. In der Altenpflege und in der Krankenpflege fehlen rund 35.000 Fachkräfte – im Vergleich zu über 800.000 sozialversicherungsbeschäftigten Pflegern und Pflegerinnen. Damit würde der Mangel in der Pflege bei etwa fünf Prozent liegen. Allerdings sind die Zahlen nur bedingt vergleichbar, da für die Pflege keine konkreten Angaben vorliegen, wie viele Stellen der Bundesagentur für Arbeit gemeldet werden.

Quelle:
WiWo

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