Bei den Austrian Airlines droht neuerlich Streik

Abgelehnt. So lautet das Ergebnis der Mitarbeiterbefragung über das jüngst nachgebesserte Angebot für die kollektivvertragliche Lohnerhöhung für das Bordpersonal der Austrian Airlines (AUA). Bis Montag um Mitternacht stimmten die Gewerkschaftsmitglieder des fliegenden Personals ab. Der Lohnabschluss, der nach 20 Verhandlungsrunden noch immer nicht zustande kommt, betrifft 3500 Mitarbeitern. Bei der Gewerkschaft, und damit stimmberechtigt, waren 60 Prozent davon. „Da es weiterhin keinen Abschluss gibt und wir mit weiteren Kampfmaßnahmen rechnen müssen, werden wir uns in den kommenden Tagen intensive Gedanken über die Zukunftsfähigkeit von Austrian machen“, so die AUA am Dienstag in einer Aussendung.
Für den Luftfahrtchef der Wirtschaftskammer (WKÖ) Günther Ofner ist der Abstimmungsprozess der Gewerkschaft Vida „völlig intransparent“. Er spricht von der Einführung einer Zweiklassengesellschaft durch die Gewerkschaft, denn es dürfen nur jene Mitarbeiter abstimmen, die auch Gewerkschaftsmitglieder sind.

Nachgebessertes Angebot
Bei den vergangenen Verhandlungen am Mittwoch vor einer Woche – der mittlerweile 20. Verhandlungsrunde – besserte die zur Lufthansa gehörende Fluglinie ihr Angebot nach. Sie bleibt bei ihrem Gesamtangebot von Plus 18 Prozent für flugbegleitendes Personal und Pilotinnen und Piloten bzw. 28 Prozent für Co-Pilotinnen und Co-Piloten, garantiert aber den variablen Teil von vier Prozent. Dieser war zuerst als Erfolgsbeteiligung vorgesehen, welche die Belegschaft bei einer Marge von acht Prozent erhalten hätte. Damit reagierte die AUA auf die gewerkschaftliche Kritik, dass das Angebot des Unternehmens ein Paket aus Einmalzahlungen und keiner nachhaltigen Erhöhung sei. Verlängert wurde zudem die Laufzeit des Angebots auf zwei Jahre und zehn Monate. Konkret bietet die Airline rückwirkend ab 1. März 2024 ein Gehaltsplus von acht Prozent und weitere fünf Prozent jeweils ab Jänner 2025 und Jänner 2026 für das gesamte Bordpersonal.

Mieses Quartalsergebnis
Mehr Betriebsversammlungen und Streiks führten in den vergangenen Wochen zu Hunderten Flugausfällen bei den Austrian Airlines. Flüge wurden storniert oder umgebucht, viele AUA-Maschinen sind am Boden geblieben. Kein guter Start für das Geschäftsjahr der rot-weiß-roten Airline. Die Situation hat den Verlust im ersten Quartal massiv vergrößert, verkündete die AUA Montagabend. Das bereinigte Betriebsergebnis (EBIT) schrumpfte im ersten Quartal auf minus 122 Mio. Euro. Damit liegt die AUA um 70 Prozent unter dem Ergebnis des Vorjahresquartals, heißt es in einer Aussendung. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2023 lag der Verlust bei 73 Mio. Euro.

Der direkte finanzielle Schaden durch Betriebsversammlungen und Streiks von rund 26 Mio. Euro und Buchungszurückhaltung von rund zehn Mio. Euro zusammen mit gestiegene Standort- und Personalkosten hätten für die Lufthansa-Tochter zu dem Ergebnis geführt, das weitaus schlechter als erwartet war.

Jahresausblick wird trüber
2024 rechnet die AUA nun mit einer Marge von rund fünf Prozent. Damit verfehlt die AUA die angestrebte Marge aus dem Vorjahr von 5,4 Prozent. Auch die Lufthansa-Gruppe kippt ihre Prognose wegen „diverser Streiks bei Systempartnern“, so die Lufthansa. In Deutschland führten der Tarifstreit der deutschen Gewerkschaft Verdi über höhere Löhne für das Bodenpersonal und der Kabinengewerkschaft UFO für die Flugbegleiter zu Disruptionen im Flugverkehr. Pro Tag wurden rund 1000 Flüge gestrichen, betroffen waren etwa 100.000 Passagiere. Die Kranich-Fluglinie senkte den Gewinnausblick für das laufende Geschäftsjahr um fast 500 Mio. Euro. Die Prognose für das bereinigte Betriebsergebnis senkte die Lufthansa auf 2,2 Mrd. Euro. Ursprüngliches Ziel war das Ergebnis aus dem Vorjahr von knapp 2,7 Mrd. Euro an. Auf vorläufiger Basis rechnet sie mit einem Verlust von 849 Mio. Euro. Im vorigen Jahr lag der Verlust bei 273 Mio. Euro. Zudem verunsichern auch die nicht absehbaren Folgen der jüngsten Eskalation im Nahost-Konflikt, die ebenfalls zu Flugstreichungen führen. Auch für das zweite Quartal kalkuliert die Lufthansa noch mit Streikkosten von rund 100 Mio. Euro. Neben geringeren kurzfristigen Buchungen liege das aber auch am anhaltenden Konflikt bei der Tochter AUA, der nicht spurlos an der Lufthansa vorbei zieht.

Quelle:
MSN

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