Containerreedereien profitieren von der Krise im Roten Meer

Die Umroutungen um das Kap der Guten Hoffnungen absorbieren 4,5 Millionen an überschüssiger Stellplatzkapazität. Die Carrier könnten durch diesen Sondereffekt mit einem blauen Auge durch dieses Jahr kommen, in dem enorme Kapazitäten neu in den Markt drängen.

Die sich im Zuge der Umroutungen um das Kap der Guten Hoffnung verlängernden Schifffahrtsrouten dürften den Containerreedereien das Problem des massiven Kapazitätsüberhangs für einen längeren Zeitraum vom Hals schaffen als erwartet.

So setzen die Carrier laut Schifffahrtsanalyst und Gründer des Marktforschers Linerlytica, Hua Joo Tan, derzeit Mehrkapazität im Umfang von 4,5 Millionen TEU im Vergleich zu den Zeiten ein, in denen die Routen durch den Suezkanal führten.

Dadurch werden die im Verlauf dieses Jahres bislang in den Markt drängenden Kapazitäten in etwa ausgeglichen. Der Betrieb der zusätzlichen Schiffe ist erforderlich, um die Frequenz der Hafenanläufe trotz deutlich längerer Routen konstant zu halten.

Die seit Ende Januar 2024 auf der Referenzroute zwischen Shanghai und Rotterdam zu beobachtenden Ratenrückgänge von gut 5.000 US-Dollar/FEU auf knapp unter 3.000 Dollar/FEU dürften durch den Sondereffekt moderater ausgefallen sein; seit zwei Wochen steigen die Spotraten sogar wieder.

So liegen die Frachtpreise laut World Container Index mit einem Wert von mehr als 3.100 Dollar/FEU gut 50 Prozent über dem Vor-Pandemie-Niveau.

Laut den Analysten des Schiffsmaklers Braemar sind 2024 bisher 155 Schiffe ausgeliefert worden; 274 werden bis Ende des Jahres dazukommen. Laut Tan werden diese mit einer Kapazität von weiteren 3 Millionen TEU in den Markt kommen.

Wie lange kann das gutgehen?
Die Frage, die 2024 über Wohl und Wehe der Carrier mit entscheidet: Können die Massen an neuem Transportraum in ähnlicher Weise wie bis dato durch die Nachfrage in Kombination mit dem Sondereffekt der längeren Routen ausgeglichen werden? Nur dann ließen sich die Raten auf einem auskömmlichen Niveau halten.

Tan zufolge wird sich der Effekt der Umroutungen über das ganze Jahr ziehen. Auch der Logistiker Maersk teilte anlässlich der Veröffentlichung des Zwischenberichts für das erste Quartal mit, er rechne damit, „dass diese Bedingungen für den größten Teil des Jahres anhalten werden“.

Dies werde die Auswirkungen der zu erwartenden Überkapazitäten im Seefrachtgeschäft durch die vielen in Dienst kommenden Schiffsneubauten verzögern, so das Unternehmen.

Geschäftsausblick nach oben korrigiert
Der seit Monaten andauernde Sondereffekt schlägt sich bereits spürbar im Geschäftsbericht der Dänen nieder: So hat Maersk im Zuge der im ersten Quartal positiv verlaufenen Geschäftsentwicklung die untere Schwelle seiner Gewinnerwartungen deutlich nach oben korrigiert von 1 auf 4 Milliarden US-Dollar (EBITDA); beim EBIT wurde der erwartete Mindestverlust von 5 auf 2 Milliarden Dollar abgesenkt.

Die positive Wirkung des Sondereffekts zeigt sich auch in den Quartalszahlen von Ocean Network Express (ONE). So erlöste der japanische Carrier in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres mit 356 Millionen Dollar rund 50 Prozent mehr, als er noch im Januar selbst erwartet hatte.

Zudem hob ONE die eigenen Erwartungen an: Die Erlöse sollen zum Ende des laufenden Jahres gegenüber 2023 um 14,5 Prozent steigen, das EBIT um 51 und der Gewinn um 2,6 Prozent.

Quelle:
DVZ

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