Deutsches Schienennetz ist nur »mittelmäßig«

Die Bahn hat ihr Schienennetz bewertet – und gibt sich selbst die Note drei. Die Kosten für nötige Erneuerungen liegen inzwischen bei mehr als 90 Milliarden Euro.

Der Zustand des Schienennetzes in Deutschland hat sich erneut leicht verschlechtert. Die Deutsche Bahn gibt der eigenen Infrastruktur für das vergangene Jahr lediglich die Note 3,03, wie aus dem neuen Netzzustandsbericht der Infrastrukturtochter InfraGo hervorgeht. Das entspricht der Wertung »mittelmäßig«. Im Vorjahr war der Wert mit 3,01 nur etwas besser.

Bericht ist ein »Alarmsignal«
Besonders schlecht bestellt ist es dem Bericht zufolge um Bahnübergänge und Stellwerke. Davon sind viele inzwischen so überaltert, dass lediglich ein Neubau infrage kommt. Die Bahn gibt diesen Anlagen eine 4er-Wertung – oder in anderen Worten: »schlecht«.

»Das ist eindeutig ein Alarmsignal«, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer des gemeinnützigen Bündnisses »Allianz pro Schiene«. »Zu viele unserer Stellwerke sind reif fürs Museum. Die Politik muss den Schalter umlegen und die Digitalisierung der Stellwerke zügig vorantreiben.«

Das würde auch dafür sorgen, dass die Züge pünktlicher werden. Im vergangenen Jahr war jeder dritte Fernzug verspätet unterwegs. Ähnlich unzuverlässig ist die Bahn bislang auch in diesem Jahr, Grund sind die vielen Baustellen auf dem sanierungsbedürftigen Netz.

Kosten für Erneuerungen gestiegen
Der Erneuerungsbedarf beläuft sich dem Bericht zufolge inzwischen auf Kosten von mehr als 92 Milliarden Euro. Diese Summe entspricht dem Wert der Anlagen mit den Noten »schlecht« bis »mangelhaft«, die mittel- bis kurzfristig ersetzt werden müssen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Summe um knapp zwei Milliarden Euro. Hinzu kommen 17,6 Milliarden Euro für sanierungsbedürftige Bahnhöfe.

Erstmals vergibt der Konzern in dem Bericht auch eine Note für die rund 5400 Personenbahnhöfe der InfraGo. Sie erreichen einen Wert von 3,09.

Die Bahn betont in ihrem Bericht, dass sämtliche Anlagen der Infrastruktur »stand-, betriebs- und verkehrssicher« seien, aber ein »besonderer Handlungsbedarf« bestehe. Mit einem groß angelegten Investitionsprogramm will sie in den kommenden Jahren vor allem hochbelastete Streckenabschnitte modernisieren, darunter die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, die während der Bauarbeiten für rund fünf Monate gesperrt werden soll.

Quelle:
Spiegel

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